Das lange Warten
hat ein Ende, denn ab morgen ist es soweit. Ab morgen heißt es für den
mediengeilen Zwillingsbruder des römischen Liebesgottes Amor endlich wieder:
Raus aus der Arbeitslosigkeit und rein in die deutsche Fernsehlandschaft.
So sieht's aus! |
Der Sommer war
lang, doch hat er uns wie in jedem Jahr um diese Zeit kaltherzig im Stich
gelassen und sich in Richtung Süden aufgemacht. Doch anstatt sich darüber zu
freuen, dass mit ihm so viele Probleme und Unannehmlichkeiten - wie stinkende
Schweißkörper in der Öffentlichkeit und der Wahn nach der perfekten Bikini-/Badehosefigur
- bis zum nächsten Jahr erst einmal wieder vergessen sind, wird von vielen
Seiten schon die nächste Panik geschoben. Das Leben könnte an diesen Tagen so
entspannt sein, aber nein, lieber sucht der gemeine Normalo von Welt einen
neuen herausfordernden Widersacher und hat ihn bereits gefunden: Den Herbst.
Der wiederum denkt sich nichts weiter dabei, will uns einfach nur bewusst
machen, dass für die nächste Zeit erstmal ein anderer Wind weht. Und da ist
auch schon das Problem. Der Wind ist ein kalter Wind. Er bringt nicht nur
Kälte, nein, er ruft auch das Bewusstsein für drohende dunkle Stunden der
Einsamkeit ins Gedächtnis zurück. Und diese Kombination verträgt sich bei
Singles dieses Landes eher ‚geht so’ gut. Noch weniger bei eher ‚geht so’
aussehenden Singles dieses Landes. Bei dem Gedanken daran, die kalten
Patschehändchen mit den herzförmigen Taschenwärmerpads wiederbeleben und abends
mit ihrem Seitenschläferkissen kuscheln zu müssen, ist schon jetzt, Anfang
Oktober, Stufe 1 von 3 auf der Panikskala erreicht. Einzige Abhilfe: Ein
menschliches Herzblatt finden. Die oftmals größten Steine, die einem dabei im
Weg liegen können: Mangelnde Flirterfahrung, fehlendes Selbstbewusstsein,
unehrliche Freunde & Mutti.
Wie gut, dass
sich RTL ab morgen wieder ein Herz fasst und zusammenführt, was zusammengehört,
mit oder ohne Mutti. Oder so ähnlich.
Und dann, ja
dann kam der Revolutionär allen Flirtes, Datings und Kennenlernens: Das
Internet. Das Internet mit seinen Datingseiten und Flirtportalen hat bis heute
nicht nur tausende von Paaren zusammen geführt, nein, auch das
Selbstbewusstsein eher ‚geht so’ aussehenden Singles verbessert und deren
Empfindung von Scham erheblich gestört.
So reicht heute
das simple und stumme Knuffen, Gruscheln und Anstupsen nicht mehr. Nein, heute gilt
es das eigene Telegen - vorhanden oder nicht - zum Einsatz zu verpflichten. Das Ziel: In Sachen Liebe und Partnerschaft nichts
anbrennen lassen und mal so richtig erfolgreich ranklotzen.
Wie gut, dass es
noch The-Good-Old-Fernsehen und seine charmanten und einfühlsamen Moderatoren
mit ungeahnten Kuppel-Künsten gibt, die das möglich machen!
Datingshows im
Fernsehen. Was wären die privaten Sendeanstalten nur ohne ihr von den
Zuschauern so sehr gehyptes, geliebtes und gleichzeitig auch verhasstes Format?
Mit was würden sie sonst ihre Sendezeiten füllen, wenn nicht mit „Schwiegertochter
gesucht“, „Der Bachelor“, „Auf Brautschau im Ausland“, „Land sucht Liebe“, „Großstadtliebe“,
„Schwer verliebt“.... und natürlich dem Klassiker „Bauer sucht Frau“? Die sind
mittlerweile nicht nur Quotengaranten, sondern auch Anlaufstelle für all jene geworden,
die in ihrer Aussichtlosigkeit keinen anderen Weg mehr sehen, als mit Hilfe von
wahren Liebesexperten des Fernsehens endlich in feste Hände zu kommen.
An dieser Stelle
sei erwähnt, dass Datingshows im Fernsehen keine Erfindung der jüngeren Zeit
sind. Schon in den 80ern wurden im deutschen Fernsehen bei „Herzblatt“ heftig
Funken versprüht und seit den 90ern bei „Nur die Liebe zählt“ geherzschmerzt
was das Zeug hält. Nur war das damals irgendwie cooler.
Lieg das
vielleicht daran, dass damals seitens der Macher und Produzenten für die
wichtige Dramaturgie noch nicht schamlos mit kitschiger Musik und tiefsten
menschlichen Gefühlen in Sachen Dramaturgie gespielt wurde? Dass die Singles von
damals noch Würde besaßen, sich nicht freiwillig zur Schau stellten und zum
Klops einer ganzen Nation machten? Ob es vielleicht aber auch daran liegt, dass
damals die Liebe noch irgendwie „echt“ und nicht auf günstigem Öko-Papier
vorgeschrieben war?
Wenn schon Liebe
im Fernsehen, dann doch bitte wieder echte, bedingungslose. So! Und da das bekannte
Format mittlerweile schon so ausgelutscht sind, hätten wir, PENIBELichkeit, da
eine ganz neue, freshe Idee: Warum es sich nicht ganz leicht machen und die
ganze Sache einfach mal umdrehen? Entlieben statt Verlieben! Knallhart Schluss
machen im Fernsehen! Mit richtig viel Dramatik, aber echt muss sie sein!
Kandidaten
lassen sich bestimmt auch schnell finden. Vielleicht haben sogar die Interesse,
die nach zwei Monaten Liebesglück dank Inka Bause, Vera Int Veen und Britt
Hagedorn auf ihren Schatzi doch nicht mehr so viel Lust haben, denen aber der
Mut fehlt, ohne fremde, professionelle Hilfe der Beziehung ein Ende zu setzen. Helfen
könnte ihnen dann beispielsweise Dr. Jo Gerner, der wäre ja als Profi-Anwalt
auch gleich der unter Umständen perfekt passende, nötige juristische Beistand.
Für alle Fälle. Und ein Herz hat der mit Sicherheit auch!
Na, ihr lieben
windigen Jung-TV-Produzenten, das wäre doch was, oder? Bei Interesse schicken
wir euch unsere Idee gerne ungekürzt und überarbeitet. Selbstverständlich gern
auch als PDF.
Bis dahin
schauen wir ab morgen erstmal die achte Staffel „Bauer sucht Frau“. Schließlich
wollen wir mitreden können und mit exzellenten Halbwissen glänzen, wenn es
darum geht ‚Wer mit wem und überhaupt’.
Und ihr so?
Luise