Sonntag, 7. Oktober 2012

Can you feel the love? ... On TV.


Das lange Warten hat ein Ende, denn ab morgen ist es soweit. Ab morgen heißt es für den mediengeilen Zwillingsbruder des römischen Liebesgottes Amor endlich wieder: Raus aus der Arbeitslosigkeit und rein in die deutsche Fernsehlandschaft. 



So sieht's aus!

















Der Sommer war lang, doch hat er uns wie in jedem Jahr um diese Zeit kaltherzig im Stich gelassen und sich in Richtung Süden aufgemacht. Doch anstatt sich darüber zu freuen, dass mit ihm so viele Probleme und Unannehmlichkeiten - wie stinkende Schweißkörper in der Öffentlichkeit und der Wahn nach der perfekten Bikini-/Badehosefigur - bis zum nächsten Jahr erst einmal wieder vergessen sind, wird von vielen Seiten schon die nächste Panik geschoben. Das Leben könnte an diesen Tagen so entspannt sein, aber nein, lieber sucht der gemeine Normalo von Welt einen neuen herausfordernden Widersacher und hat ihn bereits gefunden: Den Herbst. Der wiederum denkt sich nichts weiter dabei, will uns einfach nur bewusst machen, dass für die nächste Zeit erstmal ein anderer Wind weht. Und da ist auch schon das Problem. Der Wind ist ein kalter Wind. Er bringt nicht nur Kälte, nein, er ruft auch das Bewusstsein für drohende dunkle Stunden der Einsamkeit ins Gedächtnis zurück. Und diese Kombination verträgt sich bei Singles dieses Landes eher ‚geht so’ gut. Noch weniger bei eher ‚geht so’ aussehenden Singles dieses Landes. Bei dem Gedanken daran, die kalten Patschehändchen mit den herzförmigen Taschenwärmerpads wiederbeleben und abends mit ihrem Seitenschläferkissen kuscheln zu müssen, ist schon jetzt, Anfang Oktober, Stufe 1 von 3 auf der Panikskala erreicht. Einzige Abhilfe: Ein menschliches Herzblatt finden. Die oftmals größten Steine, die einem dabei im Weg liegen können: Mangelnde Flirterfahrung, fehlendes Selbstbewusstsein, unehrliche Freunde & Mutti.

Wie gut, dass sich RTL ab morgen wieder ein Herz fasst und zusammenführt, was zusammengehört, mit oder ohne Mutti. Oder so ähnlich.

Früher war nicht unbedingt alles besser, aber anders. Zum Flirten und Kennenlernen des anderen Geschlechts zog man raus in die Singlebörsen-Wildnis mit der Hoffnung auf ein Wunder, ja, mit der Hoffnung am Ende des Abends nicht alleine die Eckkneipe verlassen zu müssen.

Und dann, ja dann kam der Revolutionär allen Flirtes, Datings und Kennenlernens: Das Internet. Das Internet mit seinen Datingseiten und Flirtportalen hat bis heute nicht nur tausende von Paaren zusammen geführt, nein, auch das Selbstbewusstsein eher ‚geht so’ aussehenden Singles verbessert und deren Empfindung von Scham erheblich gestört.

So reicht heute das simple und stumme Knuffen, Gruscheln und Anstupsen nicht mehr. Nein, heute gilt es das eigene Telegen - vorhanden oder nicht - zum Einsatz zu verpflichten. Das Ziel: In Sachen Liebe und Partnerschaft nichts anbrennen lassen und mal so richtig erfolgreich ranklotzen.

Wie gut, dass es noch The-Good-Old-Fernsehen und seine charmanten und einfühlsamen Moderatoren mit ungeahnten Kuppel-Künsten gibt, die das möglich machen!


Datingshows im Fernsehen. Was wären die privaten Sendeanstalten nur ohne ihr von den Zuschauern so sehr gehyptes, geliebtes und gleichzeitig auch verhasstes Format? Mit was würden sie sonst ihre Sendezeiten füllen, wenn nicht mit „Schwiegertochter gesucht“, „Der Bachelor“, „Auf Brautschau im Ausland“, „Land sucht Liebe“, „Großstadtliebe“, „Schwer verliebt“.... und natürlich dem Klassiker „Bauer sucht Frau“? Die sind mittlerweile nicht nur Quotengaranten, sondern auch Anlaufstelle für all jene geworden, die in ihrer Aussichtlosigkeit keinen anderen Weg mehr sehen, als mit Hilfe von wahren Liebesexperten des Fernsehens endlich in feste Hände zu kommen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Datingshows im Fernsehen keine Erfindung der jüngeren Zeit sind. Schon in den 80ern wurden im deutschen Fernsehen bei „Herzblatt“ heftig Funken versprüht und seit den 90ern bei „Nur die Liebe zählt“ geherzschmerzt was das Zeug hält. Nur war das damals irgendwie cooler.
Lieg das vielleicht daran, dass damals seitens der Macher und Produzenten für die wichtige Dramaturgie noch nicht schamlos mit kitschiger Musik und tiefsten menschlichen Gefühlen in Sachen Dramaturgie gespielt wurde? Dass die Singles von damals noch Würde besaßen, sich nicht freiwillig zur Schau stellten und zum Klops einer ganzen Nation machten? Ob es vielleicht aber auch daran liegt, dass damals die Liebe noch irgendwie „echt“ und nicht auf günstigem Öko-Papier vorgeschrieben war?

Wenn schon Liebe im Fernsehen, dann doch bitte wieder echte, bedingungslose. So! Und da das bekannte Format mittlerweile schon so ausgelutscht sind, hätten wir, PENIBELichkeit, da eine ganz neue, freshe Idee: Warum es sich nicht ganz leicht machen und die ganze Sache einfach mal umdrehen? Entlieben statt Verlieben! Knallhart Schluss machen im Fernsehen! Mit richtig viel Dramatik, aber echt muss sie sein!
Kandidaten lassen sich bestimmt auch schnell finden. Vielleicht haben sogar die Interesse, die nach zwei Monaten Liebesglück dank Inka Bause, Vera Int Veen und Britt Hagedorn auf ihren Schatzi doch nicht mehr so viel Lust haben, denen aber der Mut fehlt, ohne fremde, professionelle Hilfe der Beziehung ein Ende zu setzen. Helfen könnte ihnen dann beispielsweise Dr. Jo Gerner, der wäre ja als Profi-Anwalt auch gleich der unter Umständen perfekt passende, nötige juristische Beistand. Für alle Fälle. Und ein Herz hat der mit Sicherheit auch!

Na, ihr lieben windigen Jung-TV-Produzenten, das wäre doch was, oder? Bei Interesse schicken wir euch unsere Idee gerne ungekürzt und überarbeitet. Selbstverständlich gern auch als PDF.

Bis dahin schauen wir ab morgen erstmal die achte Staffel „Bauer sucht Frau“. Schließlich wollen wir mitreden können und mit exzellenten Halbwissen glänzen, wenn es darum geht ‚Wer mit wem und überhaupt’.
Und ihr so?
Luise