Viel ist passiert. Deutlich weniger als in den Jahren zuvor, was die Fortschrittsleiste in Sachen universitären Vorankommen positiv beeinflussen hätte können. Dafür aber jede Menge auf dem Weg in Richtung Zukunft in den Medien. Und das ist doch das, was zählt! Radio und Fernsehen aus der Perspektive der Macher – nach 2012 weiß ich, was da läuft. Und das alles dank meines persönlichen Ziehvaters: Jan Böhmermann.
2012 hat für mich eigentlich schon im Dezember 2011 angefangen. Wie Sie, liebe Leser_innen, wahrscheinlich noch nicht wissen, denn ich habe auch dieses kleine Detail meines sonstigen medialen Schaffens auf dieser Online-Präsenz bisher erfolgreich verschwiegen, schreibe ich seit längerer Zeit als freie Mitarbeiterin für ein Stadtmagazin Berichte von Konzerten und anderen die Welt verbessernden und das Leben unterhaltsamer machenden Veranstaltungen.
Ein Abend mit Folgen... |
So verschlug es mich Anfang Dezember des Jahres 2011 zu einem Kabarett-/Satire-/Actionlesungsabend der ganz speziellen Art. Klaas Heufer-Umlauf und Jan Böhmermann waren die Gastgeber. Mit ihrem Programm „Zwei alte Hasen erzählen von früher“ kündigten Sie eine große Livesex-Show an, die hielt, was sie versprach. Um über mehr als nur spritzende Körperflüssigkeiten berichten zu können, brauchte ich dringend mehr Hintergrundinformationen zu ihren Produzenten. Was Klaas Heufer-Umlauf sonst so treibt und mit wem er üblicherweise verkehrt, wusste ich. Doch sah das bei seinem Kollegen ganz anders aus. Ich sah mich folgenden Fragen konfrontiert: Wer ist dieser Jan Böhmermann? Wo kommt er her und wo will er hin?
Dass er im Jahr zuvor noch bei dem Radiosender meines Vertrauens moderierte, war mir bewusst. Doch konnte das alles sein? Meine journalistische Neugier war geweckt. Ich forstete mich durch die staubigen Archive des Mysteriums Internet und wurde fündig: Er war dem Radio treu geblieben und nun einmal wöchentlich in einer bundesweit zu hörenden nächtlichen Talkshow zu Gange.
Was mich privat dazu trieb, eines Abends kurz vor Weihnachten in der Lateline, jener Talkshow, anzurufen, weiß ich selbst nicht mehr. Doch der Anruf als solcher und all das, was er ins Rollen brachte, sollten sich in mein Gedächtnis einbrennen, wie überkochende Milch in Ceranfeld:
Es war freie Themenwahl in der Lateline. Ich sah diesen Umstand als eine willkommene Einladung dazu, mal mit jemandem vom Fach über die knallharte Medienwelt und meine Zugehörigkeit zur „Generation Praktikum“ – eine emotionaler Lebenssituation, die natürlich auch mich nicht kalt lässt - zu philosophieren. Ob es wirkliches Mitgefühl oder doch nur die Aussicht darauf war, jemanden mal ordentlich zu „grillen“, die Jan Böhmermann dazu bewegte, mich öffentlich in die Sendung einzuladen - ich, und mit Sicherheit auch niemand anders weiß das so genau. Doch fest stand: Ich würde als die erste und wahrscheinlich auch letzte Praktikantin in die Geschichte der LateLine eingehen. Zwei Wochen nach dem entscheidenden Anruf sollte mir die große Ehre zuteil werden, zusammen mit Jan Böhmermann die LateLine zu moderieren.
Im Schreiben von Bewerbungen war ich mittlerweile mehr als erprobt – der wahrscheinlich einzige Vorteil am Daseinsfristen in der Generation Praktikum – und so fackelte ich, mittlerweile vom Ehrgeiz gepackt, nicht lang, kam der Forderung nach einer "offiziellen" Bewerbung nach und setzte ein feines Anbiederungsschreiben auf. Denn auch Jan Böhmermann bestätigte mir bereits während unseres Telefonats das, was uns weiblichen, angehenden Medienmacherinnen immer wieder gesagt wird: Hochschlafen und Körperlichkeiten helfen ungemein!
Also ließ ich auch ihn mit meiner Bewerbung zunächst in dem Irrglauben, diesem einfachen Leitgedanken zu folgen. Mit Erfolg: Die Bewerbung wurde in der Woche darauf öffentlich vorgelesen und sorgte für offensichtliche Erheiterung und Vorfreude seitens des Moderators und seiner Zuhörerschaft.
Wieder eine Woche später und mittlerweile im Jahr 2012 angekommen war der große Tag gekommen. Im Auto auf dem Weg nach Köln setzte ich mir für den Abend ein ganz einfaches Ziel: Alles oder Nichts. Im Grunde genommen konnte ich nichts verlieren. Eins wusste ich allerdings: Wollte ich den Abend heil und unversehrt an Körper und Seele überstehen, musste ich Jan Böhmermann mit seinen eigenen Waffen schlagen. Also gab ich mich in der Sendung bewusst und gekonnt schlagfertig. In Hinblick auf die knallharten Fragen des Moderators und der LateLine-Hörer sollte sich diese Taktik sehr schnell als sehr clever erweisen, denn wie prophezeit, testete man mich beim gemeinsamen Talk über Traumjobs von Kopf bis Fuß auf Radiotauglichkeit.
Auch wenn ich schon lange Zeit vorher wusste, dass ich in die Medien wollte, fühlte sich das Ganze für mich im Anschluss noch viel richtiger und greifbarer an. Mit wirklich hilfreichen Tipps von Jan Böhmermann persönlich nach der Sendung gefüttert – ja, der Herr scheint doch ein Herz zu haben – machte ich mich an die Arbeit und versuchte mein Glück in der Medienwelt. Bewerbungen um Praktika gingen raus und glücklicherweise kamen Angebote zurück, freudiger Weise auch von zdf.kultur. Mein Sommer war gerettet!
Und da unverhofft sprichwörtlich oft kommt, meldete sich auch YOU FM bei mir, der Heimatsender der LateLine-Redaktion, der mir nach meinem zweistündigen Praktikum on air freundlicherweise sogar ein längeres Praktikum off air anbot. Aus zuvor geplanten sieben Wochen wurden somit insgesamt dreizehn Wochen Praktikum.
Für die Praktika und meine mediale Zukunft (die da hoffentlich kommen mag) musste ich allerdings in nicht nur ein saures Äpfelchen beißen.
Google Maps bestätigte unverblümt meine geographische Vorahnung: Weder der Hessische Rundfunk, noch der Lerchenberg liegen in Düsseldorfer Umgebung. Pendeln ausgeschlossen. So war ich schweren Herzens gezwungen, binnen kürzester Zeit einige Sicherheiten meines jungen Lebens aufzugeben: Der bisherige Studentenjob wurde gekündigt, die Aussicht auf ein Studienende in Regelzeit aufgegeben und das Zimmerchen in der WG mit großer Überwindung für drei Monate zwischenvermietet.
Doch wenn mir 2012 eines gezeigt hat, dann, dass es das alles wert war.
Wenigstens erwies sich die Wohnungssuche im Rhein-Main-Gebiet dank Fortuna und Hilfe des wohlbekannten Vitamin Bs als weniger hart zu knackendes Nüsschen. Das jecke Mainz wurde für drei Monate mein Zuhause.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von Mainz als Stadt in den ganzen Wochen zwar nur wenig gesehen habe, doch sich die Erinnerungen an das feuchtfröhliche Weinfest und die lauschigen, zwar beängstigenden aber dennoch unterhaltsamen Abende des Wartens auf Straßenbahnen am Hauptbahnhof wacker in meinem Gedächtnis halten. Und wenn das mal nichts ist!
Sechs von dreizehn Wochen pendelte ich jeden Morgen vergnügt von Mainz nach Frankfurt, um mich bei YOU FM fit zu machen, was das Arbeiten bei einem jungen Radiosender angeht.
Die restlichen Wochen versuchte ich mich auf dem Mainzer Lerchenberg in der Pixelmacher-Redaktion bei zdf.kultur als Fernsehmacherin. Offensichtlich recht erfolgreich, immerhin hatte ich das große Vergnügen mich selbst vor der Kamera präsentieren zu dürfen.
Erinnerungs- und Beweisfoto in einem. |
Und wie das Schicksal es so wollte, endete 2012 wie es begonnen hat: Mit der LateLine. Wieder mit Jan Böhmermann. Wieder im Radio. Und dieses Mal sogar auch in farbigen Bewegbildern im Fernsehen bei EinsPlus!
Herr Böhmermann nahm den von den Maya angekündigten Weltuntergang als Anlass, die fünf Wochen vor diesem Mega-Event des Jahres durch die Republik zu touren und jeden Donnerstag aus einer anderen Stadt zu senden. Die letzte Halt der Tour war in Hannover. Dort plante man gemeinsam den Weltuntergang zu erleben.
Als Gast hatte ich kurz nach Mitternacht das große Vergnügen mit Herrn Böhmermann den - oh Wunder - doch nicht eingetretenen Untergang unserer aller Existenz zu zelebrieren und in alten, gemeinsamen Erinnerungen zu schwelgen.
Mittlerweile angekommen im Jahr 2013 bin ich doch recht optimistisch gestimmt was die kommenden Monate angeht. Wenn 2013 nur ansatzweise so wird wie 2012, dann kann es eigentlich nur - ich sage es immer wahnsinnig gern - mega werden. Die ersten Schritte sind sogar schon gemacht:
Ein neuer Schwung an Bewerbungen ist raus und dieses Mal übersteigen sie sogar den Praktikanten-Status – ja, ich werde mutig! Der Briefkasten wird täglich gecheckt und die Koffer sind griffbereit. Nach der Abgabe der Bachelorarbeit im März bin ich für alles gewappnet, was da kommen mag, solange es nichts mit Uni zu tun hat. Radio, Fernsehen und ich – ich hab das Gefühl, da könnte bald was laufen.
Hossa, was bin ich aufgeregt!
Hossa, was bin ich aufgeregt!
Luise
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