Liebe Leser_innen, man soll es kaum glauben.
Vor nicht mal einem Monat kündigten wir stolz wie eh und je an, dass ein weiteres, großes Interview mit zwei Irgendwers-mit-Medien in den Startlöchern stünde. Wann wir Ihnen dieses allerdings präsentieren wollten, hielten wir sicherheitshalber (man kennt ja unsere fixe Tipp-Fähigkeit) offen.
Umso mehr erstaunt es uns nun selbst, dass wir den ersten Teil schon jetzt in unseren Händen (bzw. im Laptop) halten. Aber nur Teil 1? Was ist denn da los?
Erst einmal der Reihe nach: Wir, die zwei Mädels von PENIBELichkeit, sind nach einem knappen Jahr in der Blogosphäre immer noch unerfahrene Küken, die leider gut gemeinte Ratschläge nicht immer annehmen. So auch geschehen am eisigkalten Donnerstagmittag, als wir uns mit Robert Hofmann, dem Kanalvater von DVDKritik - einem YouTube-Channel, auf dem er sich dem Rezensieren von Kino- und DVD-Filmen sowie deren Trailern widmet - sowie seinem Zweitkanal RoBSNToWN - auf dem die verschiedensten Videos (von Vlogs auf dem Dach bis hin zu der Verbreitung von unnützem Wissen) Platz finden - trafen. Mit dabei an besagtem Donnerstagmittag war außerdem sein Schauspielerkollege (dazu zu gegebener Zeit noch mehr) und teilweisiger Kurzzeit-Channel-WG-Partner Edin Hasanovic, der in regelmäßigen Abständen als Klamauk-Mitmacher auf Roberts zweitem Kanal zu finden ist.
Fragte Robert uns, angekommen am Treffpunkt des Interviews, erstaunt, ob wir das Gespräch tatsächlich als Audiodatei aufnehmen und später abtippen wollten, antworteten wir noch voller Motivation: „Natürlich!“
Fragte Robert uns, angekommen am Treffpunkt des Interviews, erstaunt, ob wir das Gespräch tatsächlich als Audiodatei aufnehmen und später abtippen wollten, antworteten wir noch voller Motivation: „Natürlich!“
Tja, nun haben wir den Salat. Dass es sich bei den beiden werten Herren nicht unbedingt um die wortkargsten Geschöpfe auf Erden handelt, hatten wir kurzzeitig verdrängt. Umso schlimmer war dann der Schock, als wir sahen, wie lange tatsächlich das Aufschreiben des Mittags, der so gemütlich bei Möhrenkuchen (natürlich NICHT für die Herren – denn wer bitte nimmt schon Gemüse in Form von Kuchen zu sich?) und Tee begann, dauert. Und das, obwohl wir doch wie kleine HB-Männchen an unserem Abschluss (an unserer Bachelorarbeit – eieiei, es wird konkret) arbeiten und für solche Eskapaden eigentlich gar keine Zeit haben.
Aber, und das betonen wir immer wieder gern: Wir wären nicht wir, wenn wir Ihnen nicht trotzdem etwas – wenn auch nur in „kleinen“ Häppchen – präsentieren wollen würden! Und da wir dann doch nicht ganz untätig dasaßen, und schon fleißig waren, gibt es für Sie hier nun den ersten (von insgesamt drei – sie können sich das Längen-Ausmaß also ungefähr vorstellen) Teil des Interviews.
Bevor wir Sie nun aber endlich entlassen, seien noch ein paar Worte gesagt:
Das Ganze mag ein wenig roher erscheinen, als man Interviews normalerweise gewöhnt ist. Aber das ist kein Versehen, sondern genau so gewollt. Wer die Beiden kennt, erwartet genau das, was wir Ihnen nun liefern. Ein zu glattgebügeltes Interview würde weder zu unseren Interviewpartnern, noch zu uns selbst passen. Und da auch Robert und Edin vollstens auf Authentizität setzen, haben wir uns entschieden, so wenig, wie nur irgend möglich zu streichen oder abzuändern. Und so sind auch unrunde oder chaotische Stellen geblieben, wie Sie gleich schon zu Anfang sehen werden.
All das nur zu Ihrem Amüsement!
Und damit das ohnehin schon viel zu lange Interview nicht noch länger wird, geht es nun endlich los:
Marie: Findet ihr immer noch, dass es eine gute Entscheidung war, das zusammen zu machen? Wir haben gerade schon gemerkt: Das ist nicht immer ganz so harmonisch bei euch.
Robert: Es ist nicht immer ganz so harmonisch?
Edin: Wie bitte? Das ist hier voll die „BILD“! Jetzt legt die uns hier irgendwas in den Mund.
Robert: Genau, du Arschloch.
Edin: Das ist überhaupt nicht harmonisch.
Robert: Ja? Wann hast du das gemerkt?
Marie: Ihr zickt schon so’n bisschen.
Robert: Das ist aber doch nur Spaß-Zicken.
Edin: Meinst du wir zicken untereinander?
Robert: Eigentlich nie.
Edin: Wir zicken gegen euch, das habt ihr gar nicht gemerkt.
Robert: Ja. Das ist einfach nur eine Frage von Düsseldorf und Berlin. Nee. Die Frage war eigentlich eine andere.
Edin: Ach so: Die Zeit für das Interview läuft übrigens jetzt (dreht eine Eier-Sanduhr um). 5 Minuten.
(Allgemeines Gelächter)
Robert: Die müssen jetzt versuchen, uns ernsthaft Fragen zu stellen. Und wir müssen ernsthaft antworten.
Marie: Also ihr macht den Kanal ja quasi zusammen.
Robert: Welchen Kanal?
Edin: Nee, nee, nee, Moment.
Robert: Ich habe viele.
Aline: Er möchte erstmal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit: Neben deinem Hauptkanal, Robert, war es da eine gute Idee…
Edin: Ziemlich albern, Robert.
Robert: Also, dass wir den Kanal zusammen machen,
Edin: das dürft ihr nicht sagen.
Marie: Okay, dann dass du mitmachen darfst.
Edin: Genau.
Marie: Findest du auch heute noch, dass es eine gute Entscheidung war, dass du ihn quasi mit ins Boot geholt hast?
Robert: Nee, doch, schon. Darf ich trotzdem ein bisschen witziger…?
Marie: Natürlich.
Edin: (gekünsteltes Lachen)
Robert: Also generell wusste ich eigentlich von Anfang an, dass es gut funktionieren würde, weil wir uns schon ganz lange kennen. Und ich weiß, dass dadurch quasi die zweite Energiewelle kommt, die die Zuschauer abholt, so dass jeder etwas findet, was ihm richtig Spaß macht. Die einen freuen sich darüber, wie Edin lacht, die anderen mögen meinen Humor, und mögen einfach unsere Einstellung zusammen. Edin ist radikaler, und ich bin immer ein bisschen mehr in mich geruht. Aber irgendwie funktioniert das zusammen halt immer super. Aber viele von den Zuschauern waren sich am Anfang sehr unsicher. Ich bekomm heute noch Nachrichten, die sagen „Ah, als ich das das erste Mal gesehen habe, war ich mir unsicher, aber inzwischen ist es mein Lieblingskanal geworden, weil die Videos mit euch die Videos sind, die ich als erstes gucke“ und es ist schon fast übertrieben, wie die Zuschauer teilweise agieren, wenn Videos von uns da sind. Also ich find’s super.
Edin: Wir ergänzen uns halt ziemlich gut, dadurch, dass wir uns solange kennen. Man kennt sich halt unglaublich gut, und was er mit radikal meint, ist, dass ich mehr aus dem Bauch heraus sage und mache, und er eher darüber nachdenkt und das reflektiert. Und ich dadurch wahrscheinlich schneller Fehler mache, oder ich dadurch schneller mal etwas sagen, das aneckt.
Robert: Wobei das aber nicht negativ sein muss.
Edin: Nö. Hab ich ja auch nicht gesagt.
Aline: Und hattet ihr zuerst Sorgen, dass dieses Konzept so, wie es ist, nicht reicht? Wart ihr euch sicher, dass ihr als Personen interessant genug seid?
Robert: Ich glaub, ich mache mir von uns beiden immer mehr Gedanken darüber was funktioniert, und versuche eine Idee zu kreieren, bei der ich hoffe, dass die Zuschauer sie mögen. Sorgen gemacht hab ich mir nie, weil auf YouTube alle, die Erfolg haben, die irgendwie groß sind, fast total gescriptet wirken. Die haben immer einen Plan von dem, was sie machen, was die Gags angeht. Zumindest bei denen, die Unterhaltung machen, was immer am meisten wächst, wenn man nach den Plays geht. Sie sind extrem vorhersehbar, auch nicht gut gespielt. Und die Leute sehnen sich nach dem, was sie aus dem Fernsehen kennen: Nach Authentizität, nach Ungeschnittenem, und nach einem gewissen Flow. Nach Echtheit, nach Chemie. Natürlich kannst du dich jetzt nicht einfach hinsetzen – und das versuchen auch ganz viele. Die denken dann: „Okay, das ist cool. Ich setz mich einfach hin und mach 5 Minuten nichts“ – das wollen die Leute auch nicht sehen. Du musst einfach was ausstrahlen und rüberbringen. Aber eben ehrlich.
Edin: Ich hab mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht am Anfang, ob’s funktioniert. Ich mein, du siehst die Zuschauer nicht. Du hast eine Kamera vor dir, du sitzt da, und wir hatten einfach bei den ersten Videos, das war „Brainstorming“, unglaublich viel Spaß. Also, wir haben uns echt totgelacht. Und das ist für mich echt das Wichtigste, dass das Zwerchfell danach durchmassiert ist und ob das funktioniert ist mir im Endeffekt völlig Wurst.
Robert: War das das erste Brainstorming?
Edin: Naja, wir haben vorher noch einen Berlin Vlog gemacht, wo ich gefahren bin, aber da war das noch nicht so richtig „ich“.
Robert: Richtig. Ich hab mir gestern noch überlegt, was das erste war, und war zu faul um zu gucken.
Aline: Aber habt ihr da nicht manchmal ein bisschen Sorge, dass ihr vor der Kamera sitzt und euch eben nicht bewusst ist, wie viele das im Endeffekt tatsächlich sehen?
Edin: Ja, deswegen gucken wir uns das nochmal an.
Robert: Ich muss es schon sehr schneiden, das Material.
Nein, eigentlich nicht, weil wir irgendwie wirklich immer das sagen, was wir denken. Und eigentlich auch sprachgewandt genug sind, um das Ganze so zu verpacken, dass es auch richtig ankommt bei den Zuschauern. Klar, es gibt immer so Leute: „Haters gonna hate“. Wer dich hassen will, der wird’s dir irgendwie vor die Nase knallen. Aber generell: Überhaupt keine Angst, weil wir stehen beide zu unseren Einstellungen und zu dem was wir sagen, zu dem was wir tun. Und man sieht’s ja auch, die Leute mögen es, und insofern mach ich mir da überhaupt gar keine Sorgen. Es wird ja auch keiner gezwungen, sich das anzugucken.
Aline: Und diese Sorge, dass das Internet nie vergisst und die Videos auch in 20 Jahren noch zu sehen sein werden?
Edin: Wir vertrauen halt auf uns. Wir sind keine schlechten Menschen, die etwas Schlechtes denken. Und darauf vertraue ich. Ich passe deshalb nicht auf, dass ich bloß nicht sage, was ich denke. Sondern ich sage es, weil ich weiß, dass ich das irgendwie vertreten kann. Und wenn mir in drei Jahren jemand sagt: „Guck mal, was du da gesagt hast“, dann sag ich: „Ja, damals hab ich das so gesagt, und heute ist es vielleicht nicht mehr so.“
Aline: Seid ihr der Meinung, dass man dafür ein bestimmter Typ sein muss? Weil es ja auch viele Leute gibt, die zu ihrer Meinung stehen und sich trotzdem nicht dabei wohlfühlen, diese in eine Kamera zu sprechen?
Robert & Edin: Wofür genau?
Aline: Sich vor der Kamera präsentieren zu wollen.
Edin: Klar. Also ich sage immer, dass ich nie allein vor der Kamera sitzen könnte. Ich glaube, dass die Leute das… ich bin überhaupt nicht sympathisch, glaube ich. Ich glaube, dass ich nur mit ihm funktioniere vor der Kamera.
Robert: Dieses vor der Kamera sitzen ist ja auch immer nur ein Aspekt von diesem ganzen YouTube-Ding. Dazu gehört noch ganz viel mehr. Wie funktioniert das? Alleine an Technik und Schnitt, man muss ja ein bisschen Ahnung von Licht setzen etc. haben. Aber generell… du musst halt schnell reagieren können. Wenn du nicht alles in 30 Schnitte setzen willst, musst du schnell eine Idee haben: „Wie kriegst du jetzt das nächste Thema, was den Leuten Spaß macht?“ Und du musst immer natürlich sein und darauf vertrauen, dass es irgendwie klappt. Du brauchst eine unglaubliche innere Ruhe und Gelassenheit um zu sagen: „Ich hab keinen Plan, aber das wird schon.“ Das ist eher das Schwierige.
Robert: Was nutzen wir?
Marie: Quasi das Konzept, das Joko und Klaas auch haben. Der eine macht einen Witz, der andere lacht drüber…
Edin: Aber was meinst du jetzt? Dass wir vor ZDFneo sitzen und denken: „Ach, guck ma!“
Robert: Grüße!
Marie: Könnt ihr euch vielleicht vorstellen, dass auch mal zu machen, sagen wir’s mal so? So ein Konzept.
Robert: Also erstmal, als wir angefangen haben gab es glaube ich überhaupt kein Konzept. Ich hab gesagt: „Ey, hast du Bock, wollen wir was machen?“ und dann lief das. Da denkt man nicht darüber nach, und so führt eins zum anderen. So wie das halt ist: Je mehr Leute das sehen, desto mehr Leute haben Interesse daran. Aber generell, wenn sich jemand hinstellt und sagt: „Wir wollen euch für das, was ihr bis jetzt gemacht habt, etwas zahlen und ihr könnt das auch noch häufiger machen und kriegt Studios und alles, was ihr braucht“, dann sag ich nicht nein, weil ich daran Spaß habe.
Aber ich denk dabei nicht an Joko und Klaas. Die haben super Glück mit dem, was sie machen, und sie machen auch richtig coole Sachen. Also ich mag die Beiden super gerne, aber die sind überhaupt keine Vorbilder, zumindest in diese Richtung. Wir machen einfach nur irgendetwas, und die Leute mögen es irgendwie.
Aline: Und jetzt zum Thema, dass eigentlich DVDKritik der Mainchannel ist und RoBSNToWN als Zweitkanal aufgezogen ist: Habt ihr nicht die Sorge, dass irgendwann RoBSNToWN größer als DVDKritik wird und ihr irgendwann nur noch als Kombo gesehen werdet? Joko und Klaas funktionieren mittlerweile ja auch nicht mehr wirklich allein, weil sie nur noch zusammen wahrgenommen werden.
Man merkt es ja teilweise schon ein wenig, wenn du, Robert, allein ein Video hochlädst. Da kommen dann Kommentare wie „Wann kommt denn Edin/Eddin [Aussprachedebakel] wieder?“
Edin: Max.
Aline: Max. Gut.
Robert: Willst du was sagen?
Edin: Ja, da hab ich gar keine Angst, weil der andere Kanal so ein bisschen der Fels in der Brandung ist. Da kommt jeden Tag ein Video, und das ist so seriös und ernst. Und das Andere bleibt auch sein Kanal. Ich bin da ja immer nur, wenn uns was Lustiges einfällt. Ich hab da überhaupt gar keine Angst. Mir macht das einfach nur unglaublich viel Spaß, uns dahin zu setzen und uns wirklich totzulachen vor der Kamera. Hast du da Angst vor?
Robert: Nein. Das auf YouTube, das sind zwei völlig verschiedene Kanäle. Und auch nur ein ganz kleiner Bruchteil der Zuschauer auf DVDKritik ist wirklich auf RoBSNToWN, vielleicht 2.000, 3.000 Leute. Und wenn auf RoBSNToWN, wie du sagst, einige schreiben: „Wann kommt Max, oder Edin wieder?“ dann ist das ganz normal. In der Masse der Kommentare gibt es immer so und so viele, die sagen: „Oh, ich mag die Videos lieber“, andere schreiben wiederum bei den Videos mit Edin: „Och, Robert, mach mal wieder was allein, ich will mal wieder ein bisschen Ruhe.“
Und so sehe ich z.B., wenn ich eine Gute-Nacht-Geschichte vorlese, dass dieses Video bei 5.000 Klicks über 1.000 Daumen hoch bekommt, was enorm ist. Es gibt für jeden etwas, und jeder mag etwas anderes. Deswegen sehe ich weder die Notwendigkeit, dass Edin in jedem Video dabei ist, oder in jedem zweiten oder in jedem dritten. So machen wir mal eine Woche ganz viel, und dann kommt mal wieder ein bisschen weniger.
Aber DVDKritik alleine ist halt wirklich mein seriöses Stammformat, das wächst auch viel schneller als RoBSNToWN. Man sieht’s ja an den Zahlen: Da kriege ich jeden Tag 200, 300 Abonnenten dazu, bei RoBSNToWN sind es 100. Daran sieht man: Das sind zwei völlig unterschiedliche Klientel von Leuten. Man sieht das auch, wenn man sich Google Analytics anschaut, da kann man sich seine Zuschauerschaft ansehen. Bei RoBSNToWN habe ich 85% Mädchen, und bei DVDKritik sind 60% Jungs.
Und was bei DVDKritik noch dazukommt: Das ist ein seriöser Rahmen, wo ich eher als Moderator fungiere, und dabei eher auch eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaft entsteht. Insofern: Null Sorge. Eher beflügeln sich beide. RoBSNToWN gibt DVDKritik den Tiefgang von der Person, die dahinter sitzt, und die Glaubwürdigkeit. Deswegen: Keine Sorge. Alles gut.
Aline: Und willst du bei DVDKritik allein bei den Kritiken bleiben oder hoffst du vielleicht auch, dass du irgendwann einmal die Möglichkeit erhältst Interviews zu führen und dir dadurch auch noch ein weiteres kleines Netzwerk aufzubauen?
Robert: Also, ich mache ja jeden Tag eine Kritik, also sieben Mal in der Woche, und dazu kommen dann noch Verlosungen, und jetzt noch so eine Art Trailer-Check, wo ich einen Ausblick auf verschiedene Filme gebe. Ich mache also schon so 12 Videos die Woche, allein auf diesem Kanal. Das ist enorm. Das ist dann wirklich irgendwann ein Full-Time-Job, den man an der Stelle macht. Und diese Angebote, mit diesen ganzen Stars aus Filmen, die stehen schon seit einer ganzen Weile. Ich könnte jede Woche hingehen und mit, ich weiß nicht, Colin Farrell ganz normal Interviews führen, aber ich sehe da nicht den Mehrwert. Sich hinzusetzen und bei einem deutschem Publikum Interviews auf Englisch zu führen und dann zu untertiteln. Da würde ich die Arbeit einfach gar nicht mehr schaffen. Finde ich auch nicht so spannend. Aber ich bin für alles offen und probiere immer gerne neue Sachen aus und deshalb kann ich mich nicht festsetzen, aber momentan ist alles super, so wie es läuft.
Aline: Also siehst du den Kanal auch komplett abgegrenzt von deinem Schauspielerdasein?
Robert: Ja, total. Total.
Aline: Auch von Anfang an, oder hast du am Anfang gedacht, dass du dir dadurch ein bisschen mehr Präsenz aufbauen kannst?
Robert: Nein, als ich das ganze YouTube-Ding entdeckt hatte und dachte, ich versuch das mal, hatte ich mit der Schauspielerei so einen Punkt erreicht, wo ich ein bisschen desillusioniert war davon, und auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr so richtig Lust darauf hab. Auch weil ich gerade einfach richtig Spaß an YouTube habe und an der Filmwelt generell, mir Filme anzuschauen, und ganz anders wahrgenommen zu werden als nur als ein Schauspieler, der nicht so wahnsinnig viel dreht. Ich habe das eigentlich nie wirklich verknüpft gesehen oder mir Hoffnungen gemacht. Wobei ich mittlerweile auch merke, dass Leute komischerweise anfangen, Angebote zu streuen in die Richtung, weil da eben ein Markt entsteht. Hätte ich nie gedacht und das war auch nie die Intention.
Marie: Bei deinem Hauptkanal geht’s ja hauptsächlich um Film, ihr seid beide Schauspieler: Habt ihr überhaupt noch Interesse an anderen Medien? Guckt ihr abends zum Beispiel noch gern Maybrit Illner?
Edin: Ich guck gerne Markus Lanz. Ich guck mir gern diese Sachen an, aber weil man eben in dieser Branche ist, finde ich es vor allem immer ganz interessant, was dahinter passiert. Wenn ich Stefan Raab gucke, dann gucke ich mir die Aufnahmeleitung an, was sie machen, wie sie zusammen funktionieren. Oder wie Markus Lanz das macht, was er für Fragen stellt, was für eine Taktik dahinter steckt. Sowas finde ich einfach total spannend. Ich gucke mir das also schon an, aber viel weniger des Fernseh-Guckens wegen.
Robert: Ich bin was Fernsehen angeht wahrscheinlich der totale Durschnitts-Gucker. Ich gucke halt Filme, weil es inzwischen zum Job gehört, aber da muss ich dann auch ganz anders gucken. Ich muss darüber nachdenken, was ich interessant finde, und was nicht. Ich strukturiere also schon während ich gucke, worum es in der Kritik gehen und was ich erzählen sollte. Ich gucke mir mittlerweile keinen Film mehr an, und lehne mich zurück und entspanne dabei, sondern ich muss immer mit einer gewissen Konzentration dabei sein.
Und das Fernsehen ist dann meine Berieselung. Das heißt aber nicht, dass ich jetzt non-stop Berlin – Tag & Nacht gucke. Nein. Da schau ich dann einfach gern sowas wie Simpsons und Co. Ansonsten viel Arte, 3Sat, ZDFneo, ZDFinfo, Phoenix, weil ich einfach total gerne Dokumentationen mag. Sei das Natur, sei das „wir machen heute Wurst ‚XY‘“, oder es geht um den 2. Weltkrieg. Irgendwie liebe ich alles, was Wissen vermittelt. Weil ich dadurch immer weiter lernen kann, und deshalb fällt mir es mir manchmal ein bisschen schwer, sich im Fernsehen einfach nur von Schwachsinn berieseln zu lassen. Markus Lanz schaue ich übrigens auch ab und zu ganz gern.
Aline: Generell gibt es ja diese Debatte, dass es eher verpönt ist, wenn Medien-Macher zu multimedial unterwegs sind, das heißt, Schauspieler die plötzlich singen, oder Sänger, die plötzlich moderieren etc. Denkt ihr, dass es durch YouTube und die neuen Medien insgesamt dort momentan zu einem Durchbruch kommt?
Robert: Ich sehe das total so. Amerika hat das schon lange vor gemacht: Dort haben die meisten Leute mehr als eine Karriere. Da sind Sänger gleichzeitig Designer, gleichzeitig Parfümhersteller, weil das für sie natürlich vom wirtschaftlichen Faktor her interessant ist, aber es macht auch einfach mehr Spaß sich auszuprobieren. Und das wird in Deutschland genauso kommen. Es ist die junge Generation, die bestimmt, wo’s hingeht. Und die junge Generation hat ein ganz anderes Interesse und Sehverhalten als die älteren Generationen. So hart es klingt, es ist einfach so: Der ARD sterben die Zuschauer weg, und bei den Internetmedien wachsen sie nach. Und die junge Generation ist offen für alles. Du kannst quasi alles bringen, solange du dir Mühe gibst und es einigermaßen ordentlich machst. Ich habe da überhaupt keine Angst, dass manche Leute denken: „Oh Gott, der macht jetzt fünf Sachen gleichzeitig. Der sollte lieber mal eine ordentliche Sache machen.“
Aline: Wo du gerade das Thema mit den Generationen ansprichst: Wir vier gehören mit unserem Alter schon fast zu den Älteren, die sich noch mit YouTube auseinandersetzen. Merkt ihr teilweise auch, dass die Zuschauer ein wenig jünger sind und man den Inhalt daraufhin auch ein bisschen zuschneiden muss?
Edin: Man merkt schon, wer die Altersgruppe ist. Man merkt es, wenn man sich Twitter anschaut und wenn man die Kommentare unter den Videos liest. Aber auch das ist mir wieder völlig egal. Ich mache das echt nur – ich wiederhole mich – aus Spaß. Dafür ist Robert dann eher zuständig, dass er mich da so ein bisschen führt.
Robert: Ja, die Leute sind wesentlich jünger. Da hat man dann viele, die zwischen 13 und 17 Jahre alt sind. Aber die Kids heutzutage – zumindest diejenigen, die im Internet unterwegs sind – sind ziemlich clever. Ich meine, sie müssen zumindest in der Lage sein, den Computer einzuschalten und sich einzuloggen und so weiter, und das fordert schon einen gewissen technischen Verstand. Und sie sind meistens cleverer als man denkt.
Du sagst, man müsste das jetzt ganz speziell auf sie zuschneiden. So ist das nicht. Ich benutze nicht extra einfacheres Vokabular, denn sie verstehen mich trotzdem, und fühlen sich sogar animiert und haben Spaß daran, darüber nachzudenken. Insofern: Ich muss nichts auf irgendjemanden zuschneiden, die Leute haben da tatsächlich Lust drauf. Und auch wenn ich über mich nachdenke: Inzwischen bin ich 25, aber ich mag auch noch viele Sachen, die ich schon mit 17 mochte. Nur weil man älter ist, muss man sich da nicht anpassen. Wir sprechen alle immer noch dieselbe Sprache.
Marie: Edin, du hast gerade davon gesprochen, dass das alles ein großer Spaß für dich ist: Hast du nicht auch Spaß daran, einen eigenen Kanal zu machen? Oder ist dir das zu viel Arbeit?
Edin: Nein, um Gottes Willen. Arbeit ist das nicht. Aber ich habe da einfach zu krasse Angst. Ich weiß um meine Wirkung, und die ist nicht immer positiv am Anfang, wenn man mich nicht kennt. Das ist immer so ein: „Hm… irgendwie ist der so…“. Also man kann sich auf jeden Fall verschiedene Meinungen bilden. Und deshalb habe ich einfach extreme Angst. Da ist mir die Schauspielerei dann schon wirklich wichtiger. Und ich möchte nicht, dass mich irgendwann ein Regisseur sieht und ihm das dann nicht gefällt. Ich bin da lieber vorsichtig.
Marie: Deswegen war das wahrscheinlich auch am Anfang mit deinem Pseudonym [Max Mustermann] so? Das bröckelt ja im Moment so ein bisschen.
Edin: Dieses Pseudonym kam tatsächlich von einem Abonnenten, der das einfach lustig fand. Und da dachten wir uns: „Guck mal, das ist doch gut! Dann müssen wir gar nicht darüber nachdenken, ob wir das verheimlichen wollen.“
Und es bröckelt, weil auch bald ein Film von mir ins Kino kommt und wir uns gefragt haben, wie wir noch Zuschauer erreichen könnte. Ich weiß nicht. Ich denke darüber gar nicht groß nach. Ich merke, dass das gut ankommt mit der Schauspielerei und ich mache ja nichts, wo der Regisseur sagen könnte: „Was hast du gemacht? Das gefällt mir nicht.“ Ich bin vor der Kamera einfach nur ich und sage nichts, was ich nachher irgendwie bereue.
Aline: Es gibt dann aber auch Schauspieler, die gar nichts privat von sich erzählen, weil sie Angst haben, dass ansonsten die Rollen, die sie spielen, nicht mehr glaubwürdig sind. Hast du da auch manchmal ein bisschen Sorge?
Edin: Ja, ich werde auf jeden Fall nicht so ein Schauspieler, der ständig überall auf jeglichen Plattformen präsent ist. Da gebe ich mir extra Mühe. Aber das mache ich dann auch bei den Rollen: Ich gebe mir ganz viel Mühe, dass ich nicht mich spiele, oder immer dieselbe Rolle. Ich achte darauf, dass ich mich da wirklich verwandele. Und das größte Kompliment ist es, wenn mir die Leute dann sagen, dass sie mich überhaupt nicht wiedererkannt haben. Das ist das Ziel.
Aline: Also ist es für dich eher ein Ansporn, wenn dich Leute erst einmal über YouTube kennenlernen und dann im Kino sehen?
Edin: Absolut. Absolut.
Marie: Neue Zuschauerakquise.
Soviel zum ersten Teil. Aber nicht traurig sein, zwei weitere, ebenso lange Teile werden im Laufe der nächsten Wochen (oh ja, auch das halten wir uns wieder offen) folgen!
Aber als kleine Info vorab möchten wir Sie dennoch daraufhin hinweisen, dass Sie sich den 28.02. schon einmal in Ihren Kalendern vormerken sollten. Denn dann erscheint Edin Hasanovic, unter Insidern auch als Max Mustermann bekannt, auf den Leinwänden in den Kinos mit Geschmack dieses Landes. In „Schuld sind immer die Anderen“ taucht er nicht nur kurz auf, sondern übernimmt eine Hauptrolle. Sie dürfen gespannt sein und wir sind es auch – mehr dazu in Teil 2.
Aline
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