Donnerstag, 28. Februar 2013

Sehempfehlung. Schuld Sind Immer Die Anderen.

Liebe Leser_innen,

heute wollen wir Sie gar nicht groß stören. Aber da wir Ihnen vor kurzem den werten Herrn Hasanovic in einem Interview vorstellten (ja, Teil 2 und 3 werden noch folgen), und Sie in einem dezenten "PS" schon auf seinen heute in die Kinos kommenden Film hinwiesen, wollen wir dies noch einmal in einem etwas größeren, "mit-der-Nase-drauf-stoßen-Charakter" machen.
Also, seien Sie brav und schauen Sie sich "Schuld Sind Immer Die Anderen" an. Wir tun es auch.

Als kleiner Aperetif soll hier schon einmal der Trailer dienen:




Und wenn Sie sich außerdem noch anhören möchten, was Edin und Robert Hofmann (da sollte es bei Ihnen ebenfalls klingeln, wenn Sie dieses Interview gelesen haben) zu dem Film zu sagen haben, bitte sehr, gerne doch:



Wer es sich nicht anschaut ist selbst Schuld. (Und kann die Schuld auch nicht auf die Anderen schieben.)

Aline

Montag, 18. Februar 2013

Ein Interview mit Bobby Long.


PENIBELichkeit trifft Bobby Long.
Es ist doch immer großartig, alte Bekannte wiederzutreffen. Bekannte, von denen man lange nichts gehört hat. Bekannte, von denen man aber weiß, dass sie in der vergangenen Zeit keineswegs untätig waren. Wenn diese Bekannte dann noch junge, talentierte, aufstrebende Musiker sind, die in den vergangenen Monaten an einem neuen Album gewerkelt haben – umso besser!

Auch wir hatten vor kurzem das große Vergnügen, einen alten Bekannten wiederzusehen: Bobby Long. Schon im letzten Jahr hatten wir den sympathischen britischen Singer/Songwriter hier auf diesem Blog vorgestellt. Mehr als zwölf Monate war es nun her, dass er Deutschland und uns das letzte Mal einen Besuch abgestattet hatte. Sein Fortbleiben sei ihm allerdings verziehen, hatte der junge Herr doch in der vergangenen Zeit an seinem zweiten, bereits morgen, den 19.02., erscheinenden Album „Wishbone“ gearbeitet.

Anlass unseres freudigen Wiedersehens war das Abschlusskonzert seiner „The Wild Wood“ Deutschland-Tour im wundervollen Kölner Arkadas Theater. Kurz bevor es für ihn an diesem Abend hieß, das letzte Mal auf dieser Tour Musik-Deutschland mit seinem Können zu begeistern, nahm er sich eine halbe Stunde Zeit, mit uns über das neue Album, die Tour und einigen ganz persönlichen Sachen zu unterhalten: So saßen wir mit ihm und Support-Act-Schrägstrich-Musikerfreund Joe Summer beisammen und lauschten unter anderem ganz aufmerksam seiner Geschichte über eine geisterhafte Begegnung, erfuhren welche deutsche Angewohnheit er nie verstehen wird und bekamen von ihm als Fachmann den besten Tipp, wo und wie wir uns morgen sein neues Album zum ersten Mal anhören sollten.


PENIBELichkeit: Du hast mit 17/18 Jahren angefangen Songs zu schreiben. Jetzt bist du Mitte 20. Wie hat sich dein Schreiben von Songs über die Jahre hinweg verändert?
Bobby Long: Das verändert sich eigentlich die ganze Zeit. Die ersten Songs, die ich geschrieben habe, waren noch sehr minimalistisch, sehr einfach. Und jetzt, wo ich ein immer besserer Gitarrenspieler werde, werden sie immer komplizierter und vielschichtiger. Ich mag viele verschiedene Musikrichtungen und die beeinflussen auch mein Schreiben.

Überzeugt auch ohne Gitarre: Bobby Long.
Wie fühlst du dich, wenn du dir deine eigenen ersten EPs anhörst?
Ich mag sie. Manche mag ich weniger. Ich vergrabe sie jetzt nicht, ich würde nur selber eher die neuen Sachen hören.

Du wohnst mittlerweile in Amerika. Du hast mal gesagt, dass du dir mit dem Umzug von London nach New York deinen größten Traum erfüllt hast. Welchen großen Traum willst du als nächstes verwirklichen?
Ich glaube den, für immer hier zu leben, beziehungsweise für eine lange Zeit in Amerika zu leben. Im Moment habe ich das Gefühl, dass das auch passieren wird. Mein nächster großer Traum ist, New York für immer als mein Zuhause zu haben, aber auch an anderen Orten zu wohnen. Zum Beispiel für ein paar Monate in Paris, oder vielleicht in Kalifornien. Das wäre großartig.

Gibt es aktuelle Musik, die du magst und hörst und die dich inspiriert?
Ja, da gibt es viel aktuelle Musik! Ich höre viel neue und alte Musik. Im Moment liebe ich die amerikanische Band „The Mother Hips“. Und lasst mich überlegen... Oh, und ich liebe Richard Hayley! Und alles von „My Morning Jacket“! Im Moment mag ich wirklich vieles.

Songs zu schreiben scheint dir ziemlich leicht zu fallen. Gibt es irgendwas, das dir nicht ganz so leicht im Leben fällt?
Morgens aufstehen! Mich anziehen. Mir fallen ständig irgendwelche Sachen schwer, um ehrlich zu sein. Ich bin auch nicht gut in Sachen-Reparieren. Wenn Sachen in meiner Wohnung kaputt gehen, muss meine Freundin die meist reparieren, weil ich das selbst nicht kann. Und ich mache leider ständig irgendwas kaputt.


Wie muss ein Tag sein, um ein guter Tag zum Songschreiben zu sein?
Das Wichtigste ist, dass ich glücklich bin, glaube ich. Wenn ich wegen irgendetwas niedergeschlagen bin, kann ich überhaupt nichts machen. Aber wenn ich glücklich und gut drauf bin, kann ich mir beim Songschreiben Gefühle verstellen, wie niedergeschlagen zu sein, oder kann darüber nachdenken, wie ich mich gefühlt habe, als ich niedergeschlagen oder wütend war. Generell also ein gewisser Glücklichkeitsgrad. Wenn ich den nicht erreiche, liege ich eigentlich nur im Bett rum. (lacht)

Wir haben gelesen, dass du nur zur Uni gegangen bist, um in London zu leben...
Ja, ich bin zum Studieren dorthin gezogen. Ich dachte mir, es wäre ganz gut zur Uni zu gehen, um Leute kennen zu lernen, in London zu wohnen und einen Abschluss zu machen. Aber um ehrlich zu sein, bin ich wirklich nur nach London gezogen, um Musik zu machen.

Trotzdem hast du deinen Bachelor-Abschluss gemacht. Glaubst du generell, das mit dem Studium hat sich gelohnt?
Oh ja, absolut, total! Mit meinem Abschluss kann ich später auf jeden Fall viel machen. Durch das Studium konnte ich jetzt schon vieles machen. Vier Jahre in London leben, zum Beispiel. Ich liebe London! Das war eine großartige Erfahrung.

Nach deinem Debütalbum „A Wintertale“ hast du letztes Jahr auch ein Buch mit Gedichten veröffentlicht. Was hat dich dazu bewegt „Losing my brotherhood“ zu veröffentlichen?
Ich wollte einfach mal etwas komplett anderes machen. Einer meiner persönlichen Helden ist Danny Cohen [Anmerk.: Daniel Cohen, Amerikanischer Autor]. Und da ich schon immer an Poetik interessiert bin, dachte ich mir, dass das doch ganz cool wäre und ich den Leuten eine ganz andere Seite von mir zeigen könnte. Und schreiben wollte ich sowieso irgendwann einmal. Ich habe das erstmal nur als eine kreative Übung für mich selbst gesehen. Am Ende hatte es mir persönlich sehr viel gebracht. Das Schreiben hat richtig gut getan und mich von vielem befreit. Und es war das wohl Persönlichste, was ich je getan habe.

Also waren die Gedichte von Anfang an Gedichte und keine Songtexte?
Ja, ich habe das direkt von Anfang an getrennt. Wäre es so gewesen, hätte ich das Gefühl gehabt, jemanden, der sich das Buch wegen der Gedichte kauft und stattdessen Songtexte findet, irgendwie zu betrügen. (lacht)

Ist es jetzt, wo du ununterbrochen Songs schreibst, nicht furchtbar schwierig zu entscheiden, welcher es von denen auf ein Album schafft?
Ja, das ist sehr schwierig! Mein größtes Elend ist immer zu entscheiden, an welchem es sich lohnt weiter zu arbeiten und ihn weiter zu spielen. In Gedanken springe ich immer zwischen verschiedenen Songs und ihren Qualitäten hin und her. Manchmal denke ich, dass ich gute Songs habe, vergesse die dann aber wieder. Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich ein Song besser erstmal zurückhalten sollte, spiele ihn dann aber trotzdem. Die Entscheidung ist wirklich hart. Und mein Lieblingssong ist immer nicht der anderer Leute. Ich glaube wirklich, dass ich in dem Auswählen von Songs besser werden sollte.

Du hast angekündigt, mit deinem neuen Album ‚aktueller’, ‚mainstreamiger’ klingen zu werden
Ja, das hab ich! Ich wollte, dass das neue Album anders wird. Ich will keine gleichen Sachen zweimal machen. Ich finde, dass das langweilig ist. Meine Vorbilder sind Bob Dylan and Neil Young. Neil Young zum Beispiel macht alles immer etwas eigenartig, aber zugleich wundervoll. Deswegen höre ich ihn so gerne. Und auch er selbst ist dabei nicht immer gleich. Er verändert sich als Songwriter ständig. Und das will ich auch. Ich sehe mich selbst auch nicht als Singer/Songwriter, der nur akustisch spielt. Ich möchte auch zum Beispiel mal etwas Elektrisches machen und mich wandeln. Das ist zumindest die Idee.

Also findest du, dass es dir gelungen ist, auf dem neuen Album ‚zeitgemäßer“ zu klingen.
Ja, ich denke! Es ist schwerer und sehr anders, als das erste Album. Und klar, es könnte noch zeitgemäßer sein. Ich meine, es könnte immer poppiger sein, aber ich glaube, es klingt schon mehr nach einem zeitgemäßen Album, als alles, was ich zuvor gemacht habe.


Wir haben gelesen, dass du den Song „A Wintertale“ hier in Deutschland geschrieben hast, als es richtig kalt war und ihn dann im verschneiten London aufgenommen hast. Gibt es zum neuen Album und den Songs auch so eine Geschichte?
Wir haben das neue Album in Kalifornien aufgenommen, letztes Jahr im März und da war’s sehr warm, sehr herrlich.

... also wird es allein deswegen schon anders klingen?
Ja, ich finde, es klingt sommerlicher. Und ist bepackter mit Klängen, die den sommerlichen Sound ausmachen. Das letzte Album hat im Vergleich mit nur vier, fünf Instrumenten viel kälter geklungen. Und irgendwie wollte ich, dass das neue Album ein bisschen kalifornisch klingt. Allein wegen des Ortes, wo wir es aufgenommen haben, klingt es auch irgendwie so. Der Ort spielt immer in das Klangpaket rein, finde ich.
Ich habe meine letzte EP „The Backing Singer“ zum Beispiel in einer Kirche aufgenommen und die klingt deswegen sehr unheimlich und geisterhaft, fast religiös. (lacht) Oh, das komisch. „Sie klingt wie Gott! Als würde Gott persönlich singen!“ (lacht)

Wenn Leute sich das neue Album "Wishbone" kaufen, wo sollten sie es deiner Meinung nach zum ersten Mal hören?
Mit Kopfhören in ihrem Schlafzimmer. Oder beim Autofahren. Ich selbst mag es total, auf dem Bett zu liegen, Kopfhörer aufzusetzen und ein neues Album zu hören. Das ist einfach das Beste überhaupt. Ich finde, dass man erst dann alles klar hört. Und man sollte es auch wenigstens als CD oder Platte hören. Nicht als mp3 oder über iTunes. Ich finde, da ist die Qualität nie sehr gut. Da überhört man immer vieles.

Beim Aufnehmen deines neuen Albums hast du auf einer Gitarre von Elliott Smith gespielt. Wie hat sich das angefühlt?
Das war eine der seltsamsten Erfahrungen! Als wir das Album aufgenommen haben, ich meine, ich weiß nicht wirklich, was ich über Geister denken soll, aber... Ich glaube nicht, dass sie nicht existieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass es wahrscheinlich so etwas wie umherfliegende Seelen gibt, oder so was in der Art, vielleicht. Ich denke das tun sie. Da im Studio hatte ich zumindest zum ersten Mal das Gefühl, dass Elliott Smith irgendwie anwesend ist. Mein Bassist hatte dazu auch noch auf Elliott Smiths Bass gespielt. Und als ich dann irgendwann mal angefangen hatte, einen seiner Songs zu spielen, meinte mein Bassist nur „Mach das nicht! Mach das nicht!“. Das war sehr seltsam. Und plötzlich hatte sich das Spielen auch seltsam angefühlt. Ich hatte auf einmal das Gefühl, eine gewisse Energie zu fühlen, irgendwas Spirituelles. Und als ich dann in dem großen, dunklen Raum auch noch gesungen hab, fühlte ich plötzlich etwas. Ab da war ich durchgängig verängstigt! (lacht) Aber positiv verängstigt.

Gleich spielst du die letzte Show deiner aktuellen Tour hier in Deutschland. Wie bereitet man sich auf solch eine Tour generell vor?
Man macht sich am Anfang erstmal Sorgen. Dann ignoriert man die und denkt erstmal nur von einem Auftritt zum nächsten. Gerade bei solch einer Tour mit zehn Shows, wo du auch noch so viel zwischendurch reist, muss man das. Wenn du am Anfang schon an den letzten Auftritt denkst, brichst du zusammen. Man darf echt nur von einem Auftritt zum nächsten denken. Und darin nur das Beste sehen und es einfach genießen.

[Manager Sven betritt den Raum und gibt Bobby eine Geburtstagkarte zum Unterschreiben.]

Sven: Dabei wollte der das so, zehn Shows hintereinander!
Bobby: Ja, wollte ich. (lacht) Aber ich mag einfach keine freien Tage zwischendurch, weil man dann noch müder wird und zu viel Zeit zum Entspannen hat.

2009 hast du hier in Deutschland dein erstes Konzert gespielt. Was hat sich seitdem verändert?
Das Publikum hat sich ziemlich verändert. Auf die bestmögliche Weise. Damals waren es fast nur junge Mädchen. Und jetzt ist es eine gute Mischung. Männer, Frauen. Das Publikum ist meist immer noch gleich groß, aber hört besser zu. Jetzt habe ich das Gefühl, dass es mein Publikum ist. Am Anfang hatte ich irgendwie immer das Gefühl, dass sie gelangweilt sind. Aber jetzt ist es immer sehr erfrischend hierher zu kommen: Mehr Männer, mehr Pärchen, mehr ältere Leute. Eine wirklich nette Zusammensetzung des Publikums!

Mittlerweile hast du viel gesehen. Gibt es eine Stadt, die du noch nicht gesehen hast, aber unbedingt mal sehen möchtest?
Ziemlich viele! Meine Familie und ich sind früher manchmal im Sommer in Frankreich gewesen und haben uns Gedenkstätten des Zweiten Weltkrieges angeschaut. Ich würde aber auch gerne mal nach Dresden und an andere wichtige Orte. Auch nach Auschwitz.
Aber ich würde zum Beispiel auch gerne mal Dortmund sehen. (lacht) Einfach mal kleinere Städte bereisen, um ganz Deutschland gesehen zu haben.

Hast du denn Zeit, dir die Städte anzuschauen, in denen du spielst?
Nein, nicht wirklich. Dum-Duuuum. Manchmal haben wir Zeit ein bisschen was zu sehen. Zum Beispiel vor ein paar Tagen in München. Und hier in Köln liebe ich es immer in den Dom zu gehen. Der ist so wunderschön! Dann gehe ich auch auf den Turm. Aber meist bleibt uns dafür keine Zeit, weil uns immer so viel Zeit mit dem Fahren von Stadt zu Stadt verloren geht.


So, nun haben wir einige Sätze für dich, die wir beginnen und die du beenden musst, ohne viel darüber nachzudenken.
Oh, die liebe ich!

Mein Lieblingswort auf Deutsch ist...
Scheiße.

Mein Lieblings-Music-Act aus Deutschland is...
Puh. Die Kelly Family.

Mein deutsches Lieblingsessen ist...
Bratwurst.

... und ein Essen, das ich weniger gern mag ist...
Hab keins. Ich mag alles.

Reisen auf der Autobahn ist...
Unheimlich!

Mit der Deutschen Bahn zu reisen ist...
Einfach und bequem.

Deutsches Bier ist...
Fantastisch!!!

Eine Stadt, in der ich mir vorstellen könnte zu leben, ist...
Puh! Köln, Hamburg oder Berlin.

Eine der deutschen Angewohnheiten, die ich nie verstehen werde, ist...
Effizienz! Es ist immer so witzig: Sven und Gregor [Anmerk.: (Tour-)Management], die sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, aber dennoch SO gleich. Zum Beispiel wenn wir morgens losfahren, klopfen sie immer an meine Tür „Zehn Minuten! .... Fünf Minuten!“ und trödeln interessanterweise dann selbst rum, wenn wir anderen schon alle im Auto sitzen. Ich glaube, das ist etwas typisch Deutsches. Ihr seid immer total pünktlich, aber wenn es um eure eigene Zeit geht, dann geht ihr es ruhig an. Gregor braucht dann nämlich selbst zehn Minuten bis er im Auto sitzt und wir fragen uns alle „Und warum hetzt er UNS so?“ Dann ist er selbst nämlich nie pünktlich. (lacht)

Wenn ich wieder zuhause bin, werde ich von Deutschland am meisten vermissen...
Bobby Long: Die Menschen! Die Leute hier im Publikum sind mit die nettesten überhaupt! Das ist unglaublich. Darüber haben Joe und ich uns kürzlich unterhalten: Über das, was hier vor fast einhundert Jahren passiert ist, über das Unglaubliche, was in so kurzer Zeit passiert ist. Und jetzt sind wir hier. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das alles hier in Deutschland passiert ist. Weil die Leute so nett sind, so unglaublich liberal und wundervoll. Und sie sind klug und intelligent. Nicht wahr, Joe?

Joe Summer: Ja, sie sind so warmherzig. Das ganze Land ist so ein inspirierender Ort.
Bobby Long: Man merkt einfach, dass hier viel passiert. Um noch mal auf den Krieg zu sprechen zu kommen und all das, was in so kurzer zeit hier passiert ist: Wenn man von den Menschen heute ausgeht, ist es einfach unglaublich, dass das hier alles passiert ist.
Und das zeigt, wie sehr und schnell sich die Menschen und das Land verändert haben, im Vergleich zu anderen Ländern. Deswegen werde ich auch immer sehr wütend, wenn ich noch irgendetwas Schlechtes über Deutschland höre. Weil ich Deutschland echt sehr mag und schätze! 
Marie

Album kaufen! Bobby freut sich. Und wir uns auch. 
(Ja, das mit dem Buchstabieren üben wir noch)


Montag, 4. Februar 2013

Irgendwer mit Medien #3 - Robert Hofmann und Edin Hasanovic - Teil 1


Liebe Leser_innen, man soll es kaum glauben.
Vor nicht mal einem Monat kündigten wir stolz wie eh und je an, dass ein weiteres, großes Interview mit zwei Irgendwers-mit-Medien in den Startlöchern stünde. Wann wir Ihnen dieses allerdings präsentieren wollten, hielten wir sicherheitshalber (man kennt ja unsere fixe Tipp-Fähigkeit) offen.
Umso mehr erstaunt es uns nun selbst, dass wir den ersten Teil schon jetzt in unseren Händen (bzw. im Laptop) halten. Aber nur Teil 1? Was ist denn da los?

Erst einmal der Reihe nach: Wir, die zwei Mädels von PENIBELichkeit, sind nach einem knappen Jahr in der Blogosphäre immer noch unerfahrene Küken, die leider gut gemeinte Ratschläge nicht immer annehmen. So auch geschehen am eisigkalten Donnerstagmittag, als wir uns mit Robert Hofmann, dem Kanalvater von DVDKritik - einem YouTube-Channel, auf dem er sich dem Rezensieren von Kino- und DVD-Filmen sowie deren Trailern widmet - sowie seinem Zweitkanal RoBSNToWN - auf dem die verschiedensten Videos (von Vlogs auf dem Dach bis hin zu der Verbreitung von unnützem Wissen) Platz finden - trafen. Mit dabei an besagtem Donnerstagmittag war außerdem sein Schauspielerkollege (dazu zu gegebener Zeit noch mehr) und teilweisiger Kurzzeit-Channel-WG-Partner Edin Hasanovic, der in regelmäßigen Abständen als Klamauk-Mitmacher auf Roberts zweitem Kanal zu finden ist. 
Fragte Robert uns, angekommen am Treffpunkt des Interviews, erstaunt, ob wir das Gespräch tatsächlich als Audiodatei aufnehmen und später abtippen wollten, antworteten wir noch voller Motivation: „Natürlich!“
Tja, nun haben wir den Salat. Dass es sich bei den beiden werten Herren nicht unbedingt um die wortkargsten Geschöpfe auf Erden handelt, hatten wir kurzzeitig verdrängt. Umso schlimmer war dann der Schock, als wir sahen, wie lange tatsächlich das Aufschreiben des Mittags, der so gemütlich bei Möhrenkuchen (natürlich NICHT für die Herren – denn wer bitte nimmt schon Gemüse in Form von Kuchen zu sich?) und Tee begann, dauert. Und das, obwohl wir doch wie kleine HB-Männchen an unserem Abschluss (an unserer Bachelorarbeit – eieiei, es wird konkret) arbeiten und für solche Eskapaden eigentlich gar keine Zeit haben.
Aber, und das betonen wir immer wieder gern: Wir wären nicht wir, wenn wir Ihnen nicht trotzdem etwas – wenn auch nur in „kleinen“ Häppchen – präsentieren wollen würden! Und da wir dann doch nicht ganz untätig dasaßen, und schon fleißig waren, gibt es für Sie hier nun den ersten (von insgesamt drei – sie können sich das Längen-Ausmaß also ungefähr vorstellen) Teil des Interviews.
Bevor wir Sie nun aber endlich entlassen, seien noch ein paar Worte gesagt:
Das Ganze mag ein wenig roher erscheinen, als man Interviews normalerweise gewöhnt ist. Aber das ist kein Versehen, sondern genau so gewollt. Wer die Beiden kennt, erwartet genau das, was wir Ihnen nun liefern. Ein zu glattgebügeltes Interview würde weder zu unseren Interviewpartnern, noch zu uns selbst passen. Und da auch Robert und Edin vollstens auf Authentizität setzen, haben wir uns entschieden, so wenig, wie nur irgend möglich zu streichen oder abzuändern. Und so sind auch unrunde oder chaotische Stellen geblieben, wie Sie gleich schon zu Anfang sehen werden.
All das nur zu Ihrem Amüsement!
Und damit das ohnehin schon viel zu lange Interview nicht noch länger wird, geht es nun endlich los:
Robert und Edin. Eine echte Männerfreundschaft (a.k.a. Bromance)

Marie: Findet ihr immer noch, dass es eine gute Entscheidung war, das zusammen zu machen? Wir haben gerade schon gemerkt: Das ist nicht immer ganz so harmonisch bei euch.
Robert: Es ist nicht immer ganz so harmonisch?
Edin: Wie bitte? Das ist hier voll die „BILD“! Jetzt legt die uns hier irgendwas in den Mund.
Robert: Genau, du Arschloch.
Edin: Das ist überhaupt nicht harmonisch.
Robert: Ja? Wann hast du das gemerkt?

Marie: Ihr zickt schon so’n bisschen.
Robert: Das ist aber doch nur Spaß-Zicken.
Edin: Meinst du wir zicken untereinander?
Robert: Eigentlich nie.
Edin: Wir zicken gegen euch, das habt ihr gar nicht gemerkt.
Robert: Ja. Das ist einfach nur eine Frage von Düsseldorf und Berlin. Nee. Die Frage war eigentlich eine andere.
Edin: Ach so: Die Zeit für das Interview läuft übrigens jetzt (dreht eine Eier-Sanduhr um). 5 Minuten.
(Allgemeines Gelächter)
Robert: Die müssen jetzt versuchen, uns ernsthaft Fragen zu stellen. Und wir müssen ernsthaft antworten.

Marie: Also ihr macht den Kanal ja quasi zusammen.
Robert: Welchen Kanal?
Edin: Nee, nee, nee, Moment.
Robert: Ich habe viele.

Aline: Er möchte erstmal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit: Neben deinem Hauptkanal, Robert, war es da eine gute Idee…
Edin: Ziemlich albern, Robert.
Robert: Also, dass wir den Kanal zusammen machen,
Edin: das dürft ihr nicht sagen.

Marie: Okay, dann dass du mitmachen darfst.
Edin: Genau.

Marie: Findest du auch heute noch, dass es eine gute Entscheidung war, dass du ihn quasi mit ins Boot geholt hast?
Robert: Nee, doch, schon. Darf ich trotzdem ein bisschen witziger…?

Marie: Natürlich.
Edin: (gekünsteltes Lachen)
Robert: Also generell wusste ich eigentlich von Anfang an, dass es gut funktionieren würde, weil wir uns schon ganz lange kennen. Und ich weiß, dass dadurch quasi die zweite Energiewelle kommt, die die Zuschauer abholt, so dass jeder etwas findet, was ihm richtig Spaß macht. Die einen freuen sich darüber, wie Edin lacht, die anderen mögen meinen Humor, und mögen einfach unsere Einstellung zusammen. Edin ist radikaler, und ich bin immer ein bisschen mehr in mich geruht. Aber irgendwie funktioniert das zusammen halt immer super. Aber viele von den Zuschauern waren sich am Anfang sehr unsicher. Ich bekomm heute noch Nachrichten, die sagen „Ah, als ich das das erste Mal gesehen habe, war ich mir unsicher, aber inzwischen ist es mein Lieblingskanal geworden, weil die Videos mit euch die Videos sind, die ich als erstes gucke“ und es ist schon fast übertrieben, wie die Zuschauer teilweise agieren, wenn Videos von uns da sind. Also ich find’s super.
Edin: Wir ergänzen uns halt ziemlich gut, dadurch, dass wir uns solange kennen. Man kennt sich halt unglaublich gut, und was er mit radikal meint, ist, dass ich mehr aus dem Bauch heraus sage und mache, und er eher darüber nachdenkt und das reflektiert. Und ich dadurch wahrscheinlich schneller Fehler mache, oder ich dadurch schneller mal etwas sagen, das aneckt.
Robert: Wobei das aber nicht negativ sein muss.
Edin: Nö. Hab ich ja auch nicht gesagt.

Aline: Und hattet ihr zuerst Sorgen, dass dieses Konzept so, wie es ist, nicht reicht? Wart ihr euch sicher, dass ihr als Personen interessant genug seid?
Robert: Ich glaub, ich mache mir von uns beiden immer mehr Gedanken darüber was funktioniert, und versuche eine Idee zu kreieren, bei der ich hoffe, dass die Zuschauer sie mögen. Sorgen gemacht hab ich mir nie, weil auf YouTube alle, die Erfolg haben, die irgendwie groß sind, fast total gescriptet wirken. Die haben immer einen Plan von dem, was sie machen, was die Gags angeht. Zumindest bei denen, die Unterhaltung machen, was immer am meisten wächst, wenn man nach den Plays geht. Sie sind extrem vorhersehbar, auch nicht gut gespielt. Und die Leute sehnen sich nach dem, was sie aus dem Fernsehen kennen: Nach Authentizität, nach Ungeschnittenem, und nach einem gewissen Flow. Nach Echtheit, nach Chemie. Natürlich kannst du dich jetzt nicht einfach hinsetzen – und das versuchen auch ganz viele. Die denken dann: „Okay, das ist cool. Ich setz mich einfach hin und mach 5 Minuten nichts“ – das wollen die Leute auch nicht sehen. Du musst einfach was ausstrahlen und rüberbringen. Aber eben ehrlich.
Edin: Ich hab mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht am Anfang, ob’s funktioniert.  Ich mein, du siehst die Zuschauer nicht. Du hast eine Kamera vor dir, du sitzt da, und wir hatten einfach bei den ersten Videos, das war „Brainstorming“, unglaublich viel Spaß. Also, wir haben uns echt totgelacht. Und das ist für mich echt das Wichtigste, dass das Zwerchfell danach durchmassiert ist und ob das funktioniert ist mir im Endeffekt völlig Wurst.
Robert: War das das erste Brainstorming?
Edin: Naja, wir haben vorher noch einen Berlin Vlog gemacht, wo ich gefahren bin, aber da war das noch nicht so richtig „ich“.
Robert: Richtig. Ich hab mir gestern noch überlegt, was das erste war, und war zu faul um zu gucken.


Aline: Aber habt ihr da nicht manchmal ein bisschen Sorge, dass ihr vor der Kamera sitzt und euch eben nicht bewusst ist, wie viele das im Endeffekt tatsächlich sehen?
Edin: Ja, deswegen gucken wir uns das nochmal an.
Robert: Ich muss es schon sehr schneiden, das Material.
Nein, eigentlich nicht, weil wir irgendwie wirklich immer das sagen, was wir denken. Und eigentlich auch sprachgewandt genug sind, um das Ganze so zu verpacken, dass es auch richtig ankommt bei den Zuschauern. Klar, es gibt immer so Leute: „Haters gonna hate“. Wer dich hassen will, der wird’s dir irgendwie vor die Nase knallen. Aber generell: Überhaupt keine Angst, weil wir stehen beide zu unseren Einstellungen und zu dem was wir sagen, zu dem was wir tun. Und man sieht’s ja auch, die Leute mögen es, und insofern mach ich mir da überhaupt gar keine Sorgen. Es wird ja auch keiner gezwungen, sich das anzugucken.

Aline: Und diese Sorge, dass das Internet nie vergisst und die Videos auch in 20 Jahren noch zu sehen sein werden?
Edin: Wir vertrauen halt auf uns. Wir sind keine schlechten Menschen, die etwas Schlechtes denken. Und darauf vertraue ich. Ich passe deshalb nicht auf, dass ich bloß nicht sage, was ich denke. Sondern ich sage es, weil ich weiß, dass ich das irgendwie vertreten kann. Und wenn mir in drei Jahren jemand sagt: „Guck mal, was du da gesagt hast“, dann sag ich: „Ja, damals hab ich das so gesagt, und heute ist es vielleicht nicht mehr so.“

Aline: Seid ihr der Meinung, dass man dafür ein bestimmter Typ sein muss? Weil es ja auch viele Leute gibt, die zu ihrer Meinung stehen und sich trotzdem nicht dabei wohlfühlen, diese in eine Kamera zu sprechen?
Robert & Edin: Wofür genau?

Aline: Sich vor der Kamera präsentieren zu wollen.
Edin: Klar. Also ich sage immer, dass ich nie allein vor der Kamera sitzen könnte. Ich glaube, dass die Leute das… ich bin überhaupt nicht sympathisch, glaube ich. Ich glaube, dass ich nur mit ihm funktioniere vor der Kamera.
Robert: Dieses vor der Kamera sitzen ist ja auch immer nur ein Aspekt von diesem ganzen YouTube-Ding. Dazu gehört noch ganz viel mehr. Wie funktioniert das? Alleine an Technik und Schnitt, man muss ja ein bisschen Ahnung von Licht setzen etc. haben. Aber generell… du musst halt schnell reagieren können. Wenn du nicht alles in 30 Schnitte setzen willst, musst du schnell eine Idee haben: „Wie kriegst du jetzt das nächste Thema, was den Leuten Spaß macht?“ Und du musst immer natürlich sein und darauf vertrauen, dass es irgendwie klappt. Du brauchst eine unglaubliche innere Ruhe und Gelassenheit um zu sagen: „Ich hab keinen Plan, aber das wird schon.“ Das ist eher das Schwierige.

Marie: Ihr macht das ja in so einer Doppel-Kombo. Joko und Klaas machen das genauso. Seht ihr euch auch so ein bisschen in einer ähnlichen Position? Dass ihr das vielleicht so ein bisschen nutzt?
Robert: Was nutzen wir?

Marie: Quasi das Konzept, das Joko und Klaas auch haben. Der eine macht einen Witz, der andere lacht drüber…
Edin: Aber was meinst du jetzt? Dass wir vor ZDFneo sitzen und denken: „Ach, guck ma!“
Robert: Grüße!

Marie: Könnt ihr euch vielleicht vorstellen, dass auch mal zu machen, sagen wir’s mal so? So ein Konzept.
Robert: Also erstmal, als wir angefangen haben gab es glaube ich überhaupt kein Konzept. Ich hab gesagt: „Ey, hast du Bock, wollen wir was machen?“ und dann lief das. Da denkt man nicht darüber nach, und so führt eins zum anderen. So wie das halt ist: Je mehr Leute das sehen, desto mehr Leute haben Interesse daran. Aber generell, wenn sich jemand hinstellt und sagt: „Wir wollen euch für das, was ihr bis jetzt gemacht habt, etwas zahlen und ihr könnt das auch noch häufiger machen und kriegt Studios und alles, was ihr braucht“, dann sag ich nicht nein, weil ich daran Spaß habe.
Aber ich denk dabei nicht an Joko und Klaas. Die haben super Glück mit dem, was sie machen, und sie machen auch richtig coole Sachen. Also ich mag die Beiden super gerne, aber die sind überhaupt keine Vorbilder, zumindest in diese Richtung. Wir machen einfach nur irgendetwas, und die Leute mögen es irgendwie.