Donnerstag, 29. März 2012

Traurig, aber wahr - Das Aus für 'Die Harald Schmidt Show'


Wir haben es versucht. Wirklich. Wir, PENIBELichkeit, sind dem (groß)mütterlichen Rat gefolgt: „Schlaf ’ne Nacht drüber. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus!“
Als ob! Was für eine Lüge! Gerade heute wird uns das wirkliche Ausmaß der gestrigen katastrophalen und desaströsen Nachricht erst so richtig bewusst!


Was musste Deutschland da lesen? Sat.1 ließ verkünden: Ab dem 3. Mai ist Schluss mit der Harald Schmidt Show. Schluss mit qualitativ hochwertiger, geistreicher, manchmal niveauloser (aber wen kümmert das heutzutage in dümmer-geht’s-kaum-Deutschland noch?), dennoch auf den Punkt gebrachter Satire und Verarsche zur späten Abendstunde. Comeback? Ausgeschlossen. Sat.1 hat einen Schlussstrich gezogen und sich von seinem Urgestein Schmidt verabschiedet. Grund: Ausbleibende Quote (oder vielleicht doch die agressiven Hass-Tweets auf Twitter? Hoffentlich nicht!). Man spricht in Sachen Marktanteile sogar von „Gottschalk-Niveau“. Das ist nicht nur bitter, sondern grenzt unserer Meinung nach schon fast an Beleidigung! Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Gottschalk und seine von übermäßig vielen Seiten kritisierte, vielmehr noch, ausgelachte Sendung bekommt schon nach erfolglosen zwei Monten einen Relaunch und Schmidt wird in Zeiten der allgemeinen und alle Bereiche erfassenden Krise keine Zuversicht auf Besserung geschenkt?   Dabei war und ist Harald Schmidt ein Mann, der zu kämpfen wusste. Schon einmal verabschiedete er sich mit seiner Show vom Mutterschiff Sat.1, um sich einer kurzen, zum Scheitern verdammten Liaison mit dem Öffentlich-Rechtlichen und unnützen Side-Kick Pocher hinzugeben. Doch kam er im letzten Jahr mit erhobenem Haupt zurück. Und wie er zurückkam! Zog er doch seinen Sender aus dem Sumpf der Bedeutungslosigkeit heraus und verschaffte dem altbekannten Format dank kompetenter Mitarbeiter à la Heufer-Umlauf, Böhmermann, Krause und Co. neuen Glanz. Doch scheinbar interessiert so etwas nicht. Scheinheilig wurde ihm sogar kürzlich ein dritter Sendetag pro Woche zugestanden. Zufall oder eiskalte Berechnung? Fernseh-Deutschland, was ist nur aus dir geworden?

Eines steht fest: Harald Schmidt gehörte für uns zu Sat.1 wie das Mett zum Igel, wie der sympathische Sprachfehler zu Katja Burkard - mehr noch -  wie der fehlende Glanz zum Amt des Bundespräsidenten.

Liebes Sat.1, warum tust du das nicht nur uns, sondern auch dir selbst an? Mit Onkel Harald nimmst du uns das Sandmännchen für Erwachsene. Womit willst du uns ab Mai zur späten Abendstunde noch locken und in den Schlaf wiegen? Mit neuen Fetisch- und Bordellreportagen? Mit noch mehr Dokumentationen aus und von Deutschlands Betten und Baustellen? Voreilige Einschätzungen sind an dieser Stelle vielleicht unangebracht, aber man könnte sagen, dass du mit diesem Versuch scheitern wirst.
Um es auf den Punkt zu bringen: Wir sind voller Trauer und Enttäuschung. Ganz Deutschland ist an Tagen wie diesen der Fassungslosigkeit nahe. Und die Selbstdarsteller-Plattform Twitter wird zum Sprachrohr einer ganzen Nation:

„Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem Daniela Katzenberger eine eigene Show hat und Harald Schmidt nicht. #DHSS (@Dcodexlol)

Mir wird Harald fehlen! #dhss“ (@SailorBerlin)

„das ich nachfolger von harald schmidt werden soll da ist echt nix dran! obwohl grundsetzlich könnt ich mir schon eine talk schow vorstellen“ (@LMatthaeus)

Als ob es nicht schlimm genug ist, dass mit dem Aus der Harald Schmidt Show das Format der Late Night in Deutschland den Bach runtergeht (Aufgepasst, Stefan Raab, sonst blüht dir Ähnliches!), muss ab Mai nun auch merklich mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote gerechnet werden. Wir fragen uns: Reichen die Schlagzeilen um Schlecker und der drohenden Arbeitslosigkeit tausender Mitarbeiter nicht schon? Scheinbar nicht! Laien und Experten sorgen sich: Was passiert nun mit Schmidt und dessen jungen, dynamischen, und vor allem, fähigen Handlangern Heufer-Umlauf, Böhmermann, Krause und Co.? Welcher Rettungsschirm fängt sie auf? Wichtige Fragen, auf welche zeitnah Antworten gefunden werden müssen.

Bleibt also nur noch zu hoffen, dass die neuen, jungen Sender und Chancengeber ZDFneo oder ZDFKultur den fetten Braten wittern und den Onkel Harald samt Anhang in ihre Mitte aufnehmen. Das wäre doch was, oder? Wir zumindest würden es uns wünschen.

Bis dahin heißt es wohl: Genießt die uns verbleibenden 13 Sendungen und nehmt Schmidt und seine Show in eure allabendlichen Gebete auf. Vielleicht hilft’s.


Luise

Sonntag, 25. März 2012

Mehr als nur Laber, Laber – Talk von und mit Roche & Böhmermann


www.rocheundboehmermann.de
Talkshows. Was wären wir nur ohne sie, ohne ihre aufgegriffenen tagesaktuellen, manchmal mehr, manchmal weniger interessanten und wirklich wichtigen Themen des Lebens? Und vor allem: Was wäre unser Alltag ohne die Talkmaster und ihre teilweise sehr sedilen Gäste, die nur in den seltensten Fällen überhaupt etwas weltbewegendes zu berichten haben? Ja, ja, die Talkshow - Mutter und Flagschiff der vormittäglichen, früh- und spätabendlichen Sendeplätze. Beachtenswert: Jeder kennt sie, jeder schaut sie (wer behauptet, sich von ihr zu distanzieren, ist sich seiner eiskalten Lüge hoffentlich bewusst!) und jeder bildet sich ein Urteil über sie. Was in den 80 Jahren des vergangenen Jahrhunderts[1] aus Amerika auch in unsere medialen Gefilde vordrang, entwickelte sich binnen kürzester Zeit dank Meiser, Int Veen, Kiesbauer, Fliege und co. zu einem der meist geliebtesten, aber auch meist verhasstesten Fernsehformate, die das Fernsehen seither zu bieten hat. Von Assi-Talk und Unterschichtenfernsehen war im Fall der Talkshow oft die Rede, ebenso von unwürdiger Menschen-zur-Schau-Stellung. Traurig, aber wahr.

Trotzdem: Aus der Fernsehlandschaft sind Talkshows selbst heute kaum noch wegzudenken. Ob öffentlich-rechtlich oder privat: die Sender wissen, dass es ohne sie doch gar nicht mehr geht, will man sich sein mehr oder minder intellektuelles, politinteressiertes, anspruchsvolles Publikum in Zeiten der Machtübernahme des mittlerweile gar nicht mehr so neuen Alles-Könner-Mediums Internet bewahren.
Die Talkshow, wie sie die meisten von uns damals zu lieben gelernt haben, präsentiert sich heute nur noch unter der Leitung der mit akademischen Background ausgestatteten Godmother of Talkshow Britt Hagedorn alias Britt am Mittag (oder doch andersrum?) at ist best und empfängt bzw. beherbergt Gäste, die entweder ein schlechtes Gewissen oder Gebiss plagt, denen aus einem staatlich-geprüften Genlabor verheißungsvolle Post ins Haus flatterte, oder Gäste, die einfach mal ihre neue tolle pink/schwarze, asymmetrische Strähnchenfrisur im Fernsehen vorführen wollten.

Die neue Talkshow von heute, die von Größen à la Jauch oder Lanz präsentiert wird, ist anders, anspruchs-, man könnte es auch nennen, niveauvoller und richtet sich merklich an ein anderes Publikum: Angesprochen werden nicht mehr wie einst Arbeitssuchende, die sich um die Mittagszeit rum einfach mal eine Auszeit vom stressigen Alltag gönnen wollten, sondern ab sofort anspruchsvolle, an dem gesellschaftlichen, politischen Leben und deren in der Öffentlichkeit stehenden Größen interessierte Bundesbürger. Auch wenn es bitter klingen mag: Die Talkshow von heute hat sich das Ziel gesetzt, dumme, unwissende Menschen, die ihr und ihrem Anspruch nicht würdig sind, innerhalb weniger Minuten zum Einschlafen oder Umschalten zu motivieren.

Genau so, oder vielleicht doch anders (man muss es im Laufe der nächsten Wochen noch herausfinden) versteht sich auch die Neuerscheinung in der Talkshow-Landschaft, die allwöchentlich am Sonntagabend (wohlgemerkt konkurrierend mit Günther Jauch) auf dem Sendeplatz des nun schon fast einjährigen Senders ZDFkultur zu sehen ist: Roche & Böhmermann. 
Jede Woche werden von den Gast- und Namensgebern der Sendung, Charlotte Roche und Jan Böhmermann, fünf sich auf der Bekanntheitsskala zwischen 0 und 10 einreihende Persönlichkeiten eingeladen, die dann in intimer, kuscheliger, Neonröhrenlicht-Atmosphäre bei der ein oder anderen Zigarette und dem ein oder anderen Glas hochprozentigen Alkohols am runden Tisch Platz nehmen und über sich, die Welt oder brandaktuellen Themen in Form von Mono- und Dialogen sprechen.

Nun fragen Sie, liebe Leser_innen, sich wahrscheinlich: Und was ist jetzt das Neue und Bahnbrechende an dieser Talkshow, die von außen betrachtet daherkommt, wie alle anderen vor ihr? Genau das haben wir uns auch gefragt und haben uns für Sie, aber auch uns selbst, auf die Suche nach Antworten begeben.
Selbstverständlich haben wir in dieser Sache keine Kosten und Mühen gescheut, und sind am vergangenen Montag zu einer Aufzeichnung von Roche & Böhmermann ins nahe Köln gereist. Bereits auf der Reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin fragten wir uns, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen, welches sich gegenwärtig zweifelsohne im Strukturwandel befindet, fernab jeglicher Zivilisation am südlichen Rande der Rheinmetropole in einer alten Wachsfabrik produzieren lässt. Unsere Antwort: Eine hochkarätige Sendung!

Das Studio von Roche & Böhmermann (Foto: PENIBELichkeit)


An diesem Tag eingeladen waren zum einen Klaas Heufer-Umlauf, wenn nicht gerade an der Seite von Joko Winterscheidt moderierend im Auftrag „Fernsehen für junge Menschen“, dann auf Tour als selbsternannten Fuckbuddy mit Gastgeber Böhmermann; Kaufhauserpresser Arno Funke Dagobert, der sich mit Rap-Musik die Brötchen verdienende Künstler Dendemann, Journalist und Autor Henryk M. Broder und die offensichtlich hörbar aus Berlin stammende Schauspielerin Anna Fischer.
Der bereits angesprochene erlaubte Tabak- und Alkoholkonsum tat in Sachen Redseligkeit sein Bestes und so wurde in mehr als einer Stunde (vermutlich zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fernsehens!!!) das Potenzmittel Viagra von einem der Anwesenden genommen und über so ziemlich alles gesprochen, über das gesprochen werden musste und wollte: Organspende, den Holocaust, wie man so größenwahnsinnig sein kann, statt eines kleinen Tante Emma-Ladens gleich einen großen Kaufhauskonzern zu überfallen, etc. pp and so on.
Wie man es sich als fleißiger und regelmäßiger Zuschauer von Roche & Böhmermann  schon denken kann, kam natürlich auch der Zensierknopf in der Mitte des Tisches zum Einsatz, der sich bereits schon sehr großer Beliebtheit erfreuen durfte. Die Ausmaße der Zensur kommen aber nur am heimischen Bildschirm zum Tragen. Im Studio selbst nicht. Es lohnt sich also, liebe Leser_innen, vor Ort bei der Aufzeichnung dabei zu sein, sollte es Ihnen unter den Nägeln brennen zu erfahren, welch in Wort gepackte Unzumutbarkeiten man den Ohren der Fernsehzuschauer ersparen möchte.

Um zum Schluss noch einmal auf die Frage zurück zu kommen, was das Neue an der Talkshow Roche & Böhmermann ist: Den Zuschauer erwarten Moderatoren und Gäste, die kein Blatt vor den Mund nehmen und dank fehlender Struktur und inhaltlicher Vorgaben alles, was ihnen gerade in den Sinn kommt in die Welt hinaus posaunen (Warnhinweis: für prüde Zuschauer ist die Sendung eher weniger geeignet). Das Gute an dieser neuen Gesprächssendung? Auch wenn sie mit ihrer Aufmachung eher an das Fernsehen erster Stunde erinnert, haben es die mal mehr, mal weniger jungen, frischen, hippen Themen und Gäste faustdick hinter den Ohren. Roche & Böhmermann: definitiv für jeden zwischen 18 und 99.

Unser Prädikat nach Qualitätscheck vor Ort: Absolut sehenswert! Denn mit Roche & Böhmermann kommt das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinem Ziel auch jungen Menschen interessantes Programm zu bieten, ein großes Stück näher.

Neugierig geworden? Dann verpassen Sie, liebe Leser_innen, heute Abend nicht die vierte Ausgabe von Roche & Böhmermann!


Wann und Wo: Heute, 25.03.12, 22Uhr auf ZDFkultur (das reimt sich sogar. Wahnsinn!)

  Luise




[1] Genau, liebe jugendliche Leser! Die 1980er, das waren die Jahre des Jahrzehnts, in dem das Gerät auf welchem ihr dieses coole Internetangebot hier gerade nutzt, noch Heimcomputer hieß, fast alle Menschen so komische Frisuren trugen, wie Thommy Gottschalk es noch heute tut und Menschen eures Alters am Sonntagabend noch gemeinsam mit den Eltern vor dem (wohlgemerkt einen!) Röhrenfernseher des Hauses saßen, weil es von LKWs fallende Flatscreens, internetfähige Spielekonsolen und superschnelle, multifunktionale Smartphones leider, leider noch nicht gab.

Donnerstag, 15. März 2012

Ein neues Sternchen am Bloghimmel! Wir präsentieren: PENIBELichkeit.

Sehr geehrte Leser_innen,

Ein neuer Blog: Na das ist ja mal etwas ganz Innovatives. Diese Ernüchterung ist uns durchaus bewusst, deshalb versuchen wir erst gar nicht, uns als neu und fesch und hip und so-noch-nie-gesehen anzupreisen. Das stimmt nämlich nicht. So-schon-tausendmal-gesehen schon eher. Aber das ist ja vielleicht auch eine Erfolgsgrundlage. Wie bei der Popmusik, da klappt’s ja auch.
Warum also der 250-tausendste Blog zum Thema Medien?
Weil wir noch Ideologien haben und der Meinung sind, dass wir etwas sagen dürfen, obwohl das schon tausend-und-eine Person vor uns getan hat. Und weil wir der Meinung sind, dass nach Bettina Wulffs glänzender Präsenz irgendjemand die fachliche Kompetenz der Medienwissenschaftler wieder ins rechte Licht rücken sollte.
Ob wir da die Richtigen sind, lassen wir an dieser Stelle unkommentiert, doch soviel sei verraten: Den Tipp, bei der Bildzeitung auf den Anrufbeantworter zu sprechen, hätten wir vielleicht nur bedingt gegeben.
Außerdem denken wir, dass es an der Zeit ist, noch mal ordentlich auf den Putz (sprich die Kacke) zu hauen, jetzt, wo sowieso keine Konsequenzen mehr drohen. So schnell, wie die Behörden arbeiten, wird uns vor dem 21.12.2012 ohnehin nichts mehr angekreidet. Und danach sind wir aus dem Schneider. In your face, Politik.

Wer also sind wir?
Zwei, die denken, sie hätten etwas zu sagen. Zwei Studentinnen, die am Klimax ihrer Intellektualität (sprich kurz vor dem Bachelor-Abschluss) stehen. Eben zwei, die dieser Generationen Irgendwas-mit-Medien ein Gesicht geben wollen. Zwei selbsternannte, größenwahnsinnige Sprecher für eine zukunftslose, ungewollte Masse.
Was erwartet also Sie, liebe Leser_innen?
  • Verzichterklärungen, in denen wir medienverdorbenen Twens uns bewusst auf Entzug begeben und dies für Ihr, liebe Leser_innen, Amusement dokumentarisch festhalten.
  • Eieiei... catcher, die uns im alltäglichen Leben ins Auge springen und die wir Ihnen nicht unkommentiert vorenthalten können.
  • Ich höre was und will's nicht sehen: Radiomusik, die wir hören, aber nie sehen wollen. Ganz im Sinne von: Video killed the Radiostar. Not.
  • Statements, die „Großklappe (m/w) sagt“ und die Kleinklappe-Studentin (w) nicht unkommentiert lassen kann.
  • Und zu guter Letzt: „It’s Time to Push“, die Kategorie in der wir Musiker, Internetcelebrities usw. in’s Rampenlicht schubsen. Wir sind ja nicht so, und teilen unseren Fame gern.

Das alles, liebe Leser_innen, und noch viel mehr, erwartet Sie hier.
Und das natürlich, wie sollte es anders sein, äußerst penibelich beobachtet und recherchiert.

In diesem Sinne,

Auf bald

PENIBELichkeit


Mademoiselle