Wir haben es versucht. Wirklich. Wir, PENIBELichkeit, sind dem
(groß)mütterlichen Rat gefolgt: „Schlaf ’ne Nacht drüber. Morgen sieht die Welt
schon ganz anders aus!“
Als ob! Was für eine Lüge! Gerade heute wird uns das
wirkliche Ausmaß der gestrigen katastrophalen und desaströsen Nachricht erst so richtig
bewusst!
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Was musste Deutschland da lesen? Sat.1 ließ verkünden: Ab dem 3.
Mai ist Schluss mit der Harald Schmidt Show. Schluss mit qualitativ hochwertiger,
geistreicher, manchmal niveauloser (aber wen kümmert das heutzutage in
dümmer-geht’s-kaum-Deutschland noch?), dennoch auf den Punkt gebrachter Satire und
Verarsche zur späten Abendstunde. Comeback? Ausgeschlossen. Sat.1 hat einen
Schlussstrich gezogen und sich von seinem Urgestein Schmidt verabschiedet.
Grund: Ausbleibende Quote (oder vielleicht doch die agressiven Hass-Tweets auf
Twitter? Hoffentlich nicht!). Man spricht in Sachen Marktanteile sogar von
„Gottschalk-Niveau“. Das ist nicht nur bitter, sondern grenzt unserer Meinung
nach schon fast an Beleidigung! Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Gottschalk und
seine von übermäßig vielen Seiten kritisierte, vielmehr noch, ausgelachte
Sendung bekommt schon nach erfolglosen zwei Monten einen Relaunch und Schmidt
wird in Zeiten der allgemeinen und alle Bereiche erfassenden Krise keine
Zuversicht auf Besserung geschenkt? Dabei war und
ist Harald Schmidt ein Mann, der zu kämpfen wusste. Schon einmal verabschiedete
er sich mit seiner Show vom Mutterschiff Sat.1, um sich einer kurzen, zum
Scheitern verdammten Liaison mit dem Öffentlich-Rechtlichen und unnützen
Side-Kick Pocher hinzugeben. Doch kam er im letzten Jahr mit erhobenem Haupt
zurück. Und wie er zurückkam! Zog er doch seinen Sender aus dem Sumpf der
Bedeutungslosigkeit heraus und verschaffte dem altbekannten Format dank
kompetenter Mitarbeiter à la Heufer-Umlauf, Böhmermann, Krause und Co. neuen
Glanz. Doch scheinbar interessiert so etwas nicht. Scheinheilig wurde ihm sogar
kürzlich ein dritter Sendetag pro Woche zugestanden. Zufall oder eiskalte
Berechnung? Fernseh-Deutschland, was ist nur aus dir geworden?
Eines steht fest: Harald Schmidt gehörte für uns zu Sat.1 wie das
Mett zum Igel, wie der sympathische Sprachfehler zu Katja Burkard - mehr noch -
wie der fehlende Glanz zum Amt des
Bundespräsidenten.
Liebes Sat.1, warum tust du das nicht nur uns, sondern auch dir
selbst an? Mit Onkel Harald nimmst du uns das Sandmännchen für Erwachsene. Womit
willst du uns ab Mai zur späten Abendstunde noch locken und in den Schlaf
wiegen? Mit neuen Fetisch- und Bordellreportagen? Mit noch mehr Dokumentationen
aus und von Deutschlands Betten und Baustellen? Voreilige Einschätzungen sind
an dieser Stelle vielleicht unangebracht, aber man könnte sagen, dass du mit
diesem Versuch scheitern wirst.
Um es auf den Punkt zu bringen: Wir sind voller Trauer und
Enttäuschung. Ganz Deutschland ist an Tagen wie diesen der Fassungslosigkeit
nahe. Und die Selbstdarsteller-Plattform Twitter wird zum Sprachrohr einer
ganzen Nation:
„Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem Daniela
Katzenberger eine eigene Show hat und Harald Schmidt nicht. #DHSS“ (@Dcodexlol)
„Mir wird Harald fehlen! #dhss“ (@SailorBerlin)
„das ich nachfolger von harald schmidt
werden soll da ist echt nix dran! obwohl grundsetzlich könnt ich mir schon eine
talk schow vorstellen“ (@LMatthaeus)
Als ob es nicht schlimm genug ist, dass mit dem Aus der
Harald Schmidt Show das Format der Late Night in Deutschland den Bach
runtergeht (Aufgepasst, Stefan Raab, sonst blüht dir Ähnliches!), muss ab Mai nun
auch merklich mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote gerechnet werden. Wir
fragen uns: Reichen die Schlagzeilen um Schlecker und der drohenden
Arbeitslosigkeit tausender Mitarbeiter nicht schon? Scheinbar nicht! Laien und
Experten sorgen sich: Was passiert nun mit Schmidt und dessen jungen,
dynamischen, und vor allem, fähigen Handlangern Heufer-Umlauf, Böhmermann,
Krause und Co.? Welcher Rettungsschirm fängt sie auf? Wichtige Fragen, auf
welche zeitnah Antworten gefunden werden müssen.
Bleibt also nur noch zu hoffen, dass die neuen, jungen Sender und
Chancengeber ZDFneo oder ZDFKultur den fetten Braten wittern und den Onkel
Harald samt Anhang in ihre Mitte aufnehmen. Das wäre doch was, oder? Wir
zumindest würden es uns wünschen.
Bis dahin heißt es wohl: Genießt die uns verbleibenden 13
Sendungen und nehmt Schmidt und seine Show in eure allabendlichen Gebete auf.
Vielleicht hilft’s.
Luise
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