Kraftklub – Mit K Tour 2012 – 23.04.12 Live Music Hall, Köln
„Fromm se Kraft tu se Klub. Fromm se mega tu se gut.“
Das ist zwar vielleicht nicht die allgemeinhin journalistisch anerkannteste Methode, eine Konzertkritik einzuleiten, kann aber als Aussage so definitiv stehen bleiben. Aufmerksame Leser_innen werden hoffentlich ohnehin schon erkannt haben, dass uns konventionell nicht steht. Wir sind ja nicht Mainstream. Und so. Und das, obwohl wir gar nicht in Berlin sind. Und dort auch gar nicht hinwollen. Vorerst.
Man applaudiere für diese gekonnte Überleitung, liebe Leser_innen. Denn nun soll es um die Band gehen, die sich genau dies auf die Fahne geschrieben hat (und dabei selbst Meister der Überleitungen ist, auch wenn sie das, bescheiden wie sie ist, zu leugnen weiß).
Beginnen sollte man diesen äußerst strukturierten Eintrag (auf dem Rückweg mit Zettel und Stift, wir wiederholen, Zettel und Stift geschrieben) vielleicht genau so, wie auch der Abend begann. Nämlich mit der Vorband. Die hörte auf den Namen „The World Domination“ und wurde von Kraftklubs Felix mit den Worten: „Sie sind Kunst.“ angekündigt. Und damit sollte er Recht behalten. Kunst waren sie mit Sicherheit. Und über diese lässt sich altbekanntermaßen spätestens seit Joseph Beuys nicht mehr streiten. Wir sagen daher nur so viel: Auch nach fast abgeschlossenem Irgendwas-Mit-Medien-Studium zählen wir uns nach wie vor nicht zu den Kunstkennern. Deshalb verstehen wir weder ranzige Butter in einer Ecke, noch fröhlich hervorblitzende Testikel eines Frontsängers.
Das reicht dann auch schon, wenn es um die Vorband geht. Nur so viel sei noch gesagt: Der Drummer hat seinen Job gut gemacht. Und den Guyliner hat er auch gerockt.
Nach einer guten halben Stunde vollkommenem Kunsterfahrens, ging die Ära – siedeln wir sie irgendwo zwischen Körperkunst und Performanceerfahrung an – der Weltherrschaft auch schon zu Ende und ließ eine Menge zurück, die brodelte und bereit war für Kraftklub. Und Kraftklub ganz offensichtlich für sie.
Pünktlich um kurz nach 21 Uhr betrat die Karlmarxstädter Rasselbande die Bühne und hatte das Publikum von Anfang an mit ihrer sympathischen „Wir-Haben-Ehrlich-Bock-Hier-Zu-Sein“ Ausstrahlung fest im Griff. Trotz anfänglicher Skepsis ihrerseits, da es sich um ein Montagskonzert handelte, in dem normalerweise doch eher der Wurm drin ist, verwandelte sich die Live Music Hall bald in einen gröhlenden, schreienden, crowdsurfenden Ofen, der alle Lieder – einschließlich derer der Adonis Maximus EP – mitzusingen und zu feiern wusste. Im Laufe des Konzerts blieb dann auch tatsächlich kein Musikwunsch bezüglich des Albums „Mit K“ offen und selbst ein kurzes Cover von „Blitzkrieg Bop“, zu dem die Band noch einmal die von der Weltherrschaft besessene Vorband zu sich auf die Bühne holte, sowie ein Stagedive von Felix waren tatsächlich noch drin.
Grinsekatze Felix schaut sich noch einmal das bunte Treiben vor der Bühne an |
Als letzte – zweite – Zugabe schlugen die stolzen Kinder Ostdeutschlands dann noch einmal ernstere Töne an und wiesen auf die Trinkwasserinitiative „Viva con Agua“ hin, die sie mit einer cleveren, so noch nicht gesehenen Pfandbechersammelaktion unterstützen. Das dazu passende, abendabschließende Lied, das noch ein letztes Mal Kraftklubs liebevolle, selbstironische Ader widerspiegelte, war „Scheissindiedisko“. Damit entließen sie den tobenden Mopp, jedoch nicht ohne ein späteres Treffen am Merchandisestand zu versprechen und vorher noch einmal (und das muss an dieser Stelle mit großem Zuschauerstolz erwähnt werden) zu bestätigen, was jeder im Club Anwesende ohnehin schon wusste: Dieses Montagskonzert wird in die Geschichte eingehen, denn es hat tatsächlich geschafft, was niemand sonst je zu glauben gewagt hatte: Es hat das Kölner, samstägige Vorgängerkonzert nicht nur erreicht, sondern stimmungstechnisch sogar übertroffen. Und das heißt schon etwas. Und es war nicht nur so daher gesagt, sondern ist nun auch schwarz auf weiß auf rot auf Kraftklubs Kraftblok nachzulesen.
Wir, PENIBELichkeit, danken an dieser Stelle den Jungs nicht nur für ihre Ehrlichkeit, sondern auch für den gelungenen, muskelkaterfördernden Abend und ihre Art, mit dem Publikum umzugehen. Es tut gut, zwischen all den verwöhnten Vollprofis auch ab und zu noch einmal eine Band zu sehen, der es Spaß macht, das zu tun, was sie da tut.
Mademoiselle
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