Montag, 23. April 2012

Olli Schulz, dein SOS kam an!


„Olli Schulz? Ist das nicht der eine da, der von Joko und Klaas?“


Auch wenn das stimmt, sollte man keineswegs den Fehler begehen, Olli Schulz auf seine regelmäßige Präsenz in der Sendung "neoParadise" (donnerstags, ZDFneo) zu reduzieren. Zwar wird Olli S. (Nicht zu verwechseln mit Oli P.) gegenwärtig als Wurstwarenfacherotiker vom Dienst, nebst seiner Alter-Ego-Rolle des intellektuellen, dem Trinken nicht abgeneigten Reporters Charles Schulzkovski einem breiten, vor allem jungen Publikum zu einem Begriff, doch verdient der gebürtige Hamburger hauptberuflich als Singer/Songwriter seine täglichen (Mett)Brötchen.

Kaum vorstellbar, aber mit Sicherheit wahr: Was eine schillernde Welt zu sein scheint, gilt in Kennerkreisen als genauso hart, wie das Leben eines Türstehers. Das Musikerleben. Einzige Aufmunterungen und Lichtblicke am Ende des mit Klangfarben bepinselten Tunnels? Live-Auftritte, mit denen man einer vielschichtigen, oft verständnislosen Masse gegenüber versuchen kann, seine eigene berufliche Existenz jenseits von Plattenverkaufszahlen zu rechtfertigen. Wir, Penibelichkeit, hörten den Ruf des Olli Schulz’ und folgten ihm in der vergangenen Woche nach Köln.

Voll cool: Olli Schulz hat zur Feier des Tages eine
liebevoll zusammengestellte Powerpoint-Präsentation mit süßen
Tierfotos mitgebrach
t.
Liebe Leser_innen, um eines vorweg zu nehmen: Wir sind keine Fans von trockenen Konzertberichten. Keine Fans von langweiligen Rezensionen, die zwar - auch wenn nur auf Umwegen - die Stimmung und den Grundtenor des jeweiligen musikalischen Abends einfangen, aber dennoch nicht mehr sind, als eine einschläfernde Bettlektüre à la Pilcher und Foucault. Warum also Sie, liebe Leser_innen, an dieser Stelle langweilen? Eben! Vielmehr möchten wir Sie an dieser Stelle durch eine kurze Skizzierung unseres Konzertabends mit Olli Schulz bekanntmachen und sie dazu ermutigen, selbst einmal - wie man es als musikinteressierter und künstlerunterstützender Bürger halt so tut - die in der harten Zeit übrig gebliebenen letzten Groschen zusammen zu kratzen und die Bedürftigen der Gesellschaft, die armen, mittellosen, aber unglaublich talentierten Musikschaffenden zu unterstützen. Was man für wenig Geld bekommt, sind nicht nur hörenswerte Platten selbiger, sondern auch Karten für Konzertenabende, die die trübe, triste Alltagsbrühe für wenige Stunden vergessen machen.

Selbst wenn wir wollten, könnten wir an dieser Stelle keinen klassischen Konzertbericht verfassen. Der Grund: Das, was Olli Schulz auf seiner derzeitigen Tour bietet, ist nicht rein musikalischer Natur. Auch wenn die Musik im Vordergrund steht (schließlich hat der Herr vor gut einem Monat sein neues Album "SOS - Save Olli Schulz" auf den Markt gebracht, die es an den Mann und die Frau zu bringen gilt), hatte das Dargebotene ebenso etwas von Comedy und Kabarett. So wurde man, auch wir, bestens und bis an die Grenzen der Lachmuskel-Überforderung unterhalten. Olli, ein Mann von Welt und Vitamin B(eziehung),  Ex-Peter-Maffay-Roadie und Best-Buddy mit der deutschen TV- und Radio-Unterhaltungselite hat natürlich 1A-Anekdoten aus seinem Musiker-Leben im Petto, die von uneigenen Starallüren nur so überschäumen und deswegen zwangsläufig mit allen Menschen geteilt werden müssen. Unweigerlich muss man erfahren, dass auch das Leben des Olli Schulz’ kein Wunschkonzert ist: Verhasst als zugezogener Fremder in der Hauptstadt und aufgrund des eigenen Alkoholkonsums von Farin Urlaub mit elterlichen Ratschlägen in die Schranken gewiesen. Doch schaden tut das Ganze nicht: Olli Schulz’ Songtexte handeln vom Leben, vom Verliebtsein und von „Koks und Nutten“, treffen den kariösen Zahn der Zeit. 

Und was macht man mit den Liedern dazu? Selbstverständlich denjenigen widmen, die als Inspirationsquelle dienten, und seien es auch seltsame ehemalige Mitschüler. Eines muss man dem Berlin-Neu-Zugezogenen lassen: Authentizität und Ehrlichkeit sind seine Steckenpferde. Nicht selten traut er sich etwas, das sich andere nicht trauen würden. 
Zum Beispiel über Fans herziehen, die Konzerte nur noch durch den Handybildschirm erleben (Recht hat er!). Doch Herr Schulz darf das, denn was er ganz nebenbei leistet, ist Menschen zu verbinden, als Ver-Couple-r auf den eigenen Konzerten. Ob die Menschen das wollen und brauchen sei mal dahin gestellt. Aber was eigentlich zählt, ist doch im Grunde genommen die gute, selbstlose Absicht dahinter.  Oder? Danke Olli.

Luise

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