Montag, 31. Dezember 2012

Adieu 2012, du aufregendes Jahr, du!



Ja, das war's. Aber schön war's!

Ja, liebe Leser_innen, wir leben noch! Kaum zu glauben, aber wahr. In letzter Zeit war es eher ruhig um diesen Blog und um uns zwei Medienmacher-Mädels. Was einzig und allein daran liegt, dass wir wie wild beschäftigt waren. Mit uns. Unserem Studienabschluss (der übrigens leider immer noch ein „work in progress“ ist, aber wir arbeiten wie kleine Oompa Loompas daran!). Und mit unseren Geld bringenden Jobs. Und, ja, auch mit unseren wilden Hirngespinsten, Vorstellungen und Plänen, was das im Moment noch eher heikle Thema namens berufliche/persönliche Zukunft angeht. Doch eines ist zumindest schon jetzt sicher: Hier geht’s weiter. Ja, die Welt wird sich noch länger mit uns, PENIBELichkeit, und diesem Blog hier abfinden müssen. Wir, für unseren Teil, finden das ganz hervorragend. Und das ist doch schon mal etwas!

Eine von zwei Uni-, Arbeits- und sonstigen Verplichtungs-freien Wochen, die wir uns gerade gönnen, sind nun vorbei. Jetzt und heute, am letzten Tag dieses Jahres, können wir sagen, dass wir ansatzweise erholt sind von den anstrengenden Wochen der letzten Zeit -erholt auch von den hemmungslosen, exzessiven Fress- und Schlemmerorgien der Weihnachtsfeiertage, die uns kurzzeitig erneut in Richtung Delirium und Labilität  katapultiert hatten. Aber nun, mit wieder nahezu normalem Körpergewicht und einer gewissen Leichtigkeit in Körper, Geist und Seele möchten auch wir zurückschauen auf 2012, das bisher wohl spektakulärste Jahr für uns: Dieser Blog hier wurde geboren, wir sind dem Studienabschluss so nah wie noch nie zuvor und auch beruflich geht’s allmählich voran. Oh ja!
Morgen wird es hier - wenn uns nicht mal wieder das Ende der Welt dazwischenkommt - einen ganz persönliche Jahresrückblicke geben. Das Besondere daran: Dieses Mal werden sie wirklich Persönliches und Privates erfahren. Bei der Geburtsstunde dieses Blogs versprachen wir Einblick und Teilhabe auf unserem ganz persönlichen Weg in die schillernde Medienwelt. Aufgehoben haben wir uns dieses Schmankerl bis jetzt für Sie, nur, um das Jahr direkt mit seinem ersten Tag spektakulär zu beginnen. Morgen lassen wir die Bombe platzen und verraten, was wir mit den Medien und die Medien mit uns während der letzten Monaten getrieben haben.

Und was das nächste Jahr und diesen Blog angeht, sei bereits eines verraten: Wenn alles in Sachen Vorbereitungen und Planung weiterhin so fantastisch klappt wie gerade jetzt, dann erwartet Sie und uns hier Großes. Ja, auch an dieser Stelle pflegen wir gewohnte Traditionen und nehmen den Mund (hoffentlich nicht ohne Grund) mal wieder voll.


Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen wir Ihnen hiermit, liebe Leser_innen. Auf dass 2013 ein ebenso erfolgreiches, ereignisreiches und spannendes Jahr für uns alle wird!

Herzlichst,
die zwei angehenden Medienmacher-Mädels von PENIBELichkeit!


PS: Eine Frage sei uns in den letzten Stunden dieses Jahres hoffentlich gestattet: Liebe Blogger-Freunde da draußen, wie zur Hölle schafft ihr es euren Blog ständig so fantastisch am Laufen zu halten und parallel so viel zu erleben, soziale Kontakte zu pflegen, Beziehung zu führen, volle Leistung auf Arbeit/ in der Uni zu bringen und in der Welt unterwegs zu sein? Hmm? Wir beneiden euch um euer grandioses Zeitmanagement! Wir wünschten, wir wären so organisiert, wenigstens in einem dieser vielen Lebensbereiche. Aber vielleicht hat 2013 Erbarmen mit uns und segnet uns mit Erleuchtung. Bis dahin könnt ihr euch weiterhin zwei Bewunderer sicher sein. 
Luise

Sonntag, 30. Dezember 2012

It's Time To Push: Alex Amsterdam.



Wo einige unserer musikalischen Präferenzen angesiedelten sind, konnten Sie, liebe Leser_innen, in den letzten Monaten sicherlich schon erahnen. Wir mögen sie einfach: Singer/Songwriter. Unser Herz schlägt für all die talentierten Jungs und Mädchen da draußen, die mit ihren Gitarren durch’s Land ziehen und durchdachte Texte nebst charmanten, eingängigen Melodien zum Besten geben. Einige von ihnen haben wir in den vergangenen Monaten schon vorgestellt: Bobby Long, Ari Hest und auch Ed Sheeran.
Doch warum ausschließlich in die Ferne schauen, wenn das Gute bekanntlich auch oft so nahe liegen kann? Wie in diesem Falle mit Städtebruder Alex Amsterdam!

Quelle: Alex Amsterdam

Vor einigen Jahren kehrte Alex Amsterdam – mit richtigem Namen Alexander Rosin -  seiner Heimat, dem beschaulichen Bad Oeynhausen, den Rücken zu, um in Sachen Musik in Düsseldorf Fuß zu fassen. Mit Erfolg: Seit Anfang des Jahres steht sein zweites Album in den Musikgeschäften dieses Landes und auch tourmäßig ist der Workaholic stets auf Achse. Keine leichte Aufgabe den Herrn mal in einer ruhigen Minute zu erwischen. Doch wären wir, PENIBELichkeit, keine ambitionierten, angehenden Journalisten, hätten wir es nicht geschafft, ihn zu einem Interview bei Wintertee und Weckmann zu treffen. So plauderte er mit uns unter anderem ganz ungeniert über die Band, die ihn damals musikalisch sozialisierte, sein Duett mit Sofia Stark und wie das Leben als Sohn eines bekannten Kinderliedmachers aussieht.

Für was steht Alex Amsterdam musikalisch?
Alex Amsterdam steht für handgemachte Independent-Musik aus Deutschland, die englischsprachig ist, die viel über mich selbst aussagt. Ich schreibe meist über mich und das, was ich erlebe. Meine Musik ist das, was ich bin.

Schon seit einigen Jahren stehst du nicht nur auf den Bühnen dieses Landes.  Was ist das Beste daran, ständig auf Tour zu sein? Und was nervt so richtig?
Ähm... also nerven tut mich fast gar nichts, weil das Herumreisen und das Live-Spielen die Hauptgründe sind, wieso ich das mit der Musik überhaupt mache. Ich mag es zum Beispiel gar nicht so gerne, im Studio zu sein. Für mich sind die Live-Geschichten am wichtigsten. Und das Auftreten in fremden Städten.  Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, in Städte zu kommen, in denen man bisher noch nicht war und die Leute trotzdem deine Texte mitsingen können. Gerade im Ausland! Aber auch wenn Leute, die vorher noch nie auf einem deiner Konzerte waren, anschließend kommen und sagen „Find ich cool!“, eine CD mitnehmen und dich am nächsten Tag bei Facebook liken. Dann weiß man, wofür man es macht.

Wie muss ein Konzert und die Zuhörer sein, damit du für dich sagen kannst „Jo, das war gut!“?
Grundvoraussetzung ist natürlich, dass sie zuhören! Ist meistens natürlich auch so. Es sei denn, man spielt in Kneipen oder an Orten, wo einfach ein riesen Stimmen-Wirrwarr ist. Dadurch, dass ich meistens solo spiele, ist meine Musik und alles einfach von Grund auf leiser. Da ist es dann schon schwieriger, die richtige Aufmerksamkeit zu bekommen.

... und wie musst du draufgewesen sein, damit du am Ende mit dir zufrieden bist? Was darf zum Beispiel nicht passieren?
Ich darf meine Texte nicht vergessen, was mir öfter mal passiert. Mir darf auch keine Saite reißen, was mir fast bei jedem Auftritt passiert. Zum Glück ist mir aber bisher noch nie etwas wirklich schlimmes auf der Bühne, oder allgemein auf Tour, passiert!

Klopf auf Holz, dass das so weiter geht!
(lacht) Ich lass das mal lieber, bevor wirklich noch was passiert. Mir ist zum Glück auch noch nie ein Reifen geplatzt oder etwas geklaut worden, oder so. Also toi toi toi!

... also bist du noch relativ zufrieden?
Ja klar!

Zufrieden bist du bestimmt auch noch mit deinem Album, das am Anfang des Jahres rausgekommen ist, „Love is fiction“. So im Nachhinein: Bist du immer noch zufrieden damit, oder sagst du dir mittlerweile „Ach Mensch, hätt’ ich mal einige Sachen anders gemacht“?
Ähm... ja... natürlich! Wahrscheinlich würde ich es jetzt ein bisschen anders aufnehmen, weil ich es mittlerweile schon sooft gehört und gespielt habe, dass es mir langsam ein bisschen auf den Geist geht. [lacht] Ich hätte wahrscheinlich auch eine andere Single als erste Single ausgewählt und ein anderes Video gedreht. Es kam zwar alles gut an, aber vor kurzem habe ich die zweite Single veröffentlicht und da ist das Video deutlich besser angekommen. Vielleicht liegt’s einfach daran, dass ich nicht sooft drin vorkomme... [lacht] Aber die erste Single war halt so eine Popnummer und die zweite eine richtige Power-Ballade. Vielleicht hätte man lieber von Anfang an auf die „Balladen- und Mainstream-Fraktion“ setzen sollen, damit es ein bisschen breiter getragen wird. Aber im Endeffekt war ich schon voll zufrieden. Auch in Sachen Promotion kann ich eigentlich nur sagen, dass wir alles richtig gemacht haben.

Warum singst du eigentlich nicht auf Deutsch?
Das werde ich natürlich immer gefragt. Auch von diversen Plattenfirmen, die mich abgelehnt haben. [lacht] Ich höre selber gerne deutschsprachige Musik, aber für mich ist das nichts. Ich find’s irgendwie, auch wenn’s seltsam klingt, einfacher auf Englisch zu schreiben. Ich versuche natürlich auch da gute Texte zu schreiben. Aber Englisch klingt für mich als Sprache einfach besser und melodischer. Ich habe auch schon Texte auf Deutsch geschrieben, was sich aber immer wie Schlager oder Silbermond angehört hat. Zwar kann das auf Deutsch auch klappen, wie man an Thees Uhlmann sieht, aber ich selbst hab mich da noch nicht rangetraut. Und da ich mittlerweile schon seit sechs Jahren englischsprachige Musik mache, fände ich es seltsam, jetzt zu wechseln. Künstler, die beides machen, find ich immer ein bisschen... ähm... nicht Fisch, nicht Fleisch.

Wie du es schon angedeutet hast, hast du vor Kurzem deine zweite Single herausgebracht, „Better off alone“, eine rockige Ballade für die du dir Sofia Stark mit ins Boot geholt hast. Wie ist es zu diesem Duett gekommen?
Sofia kenn ich schon seit einigen Jahren. Ich habe sie damals über einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Sofia hat früher in einer recht bekannten Girlband namens Debbie Rockt! gesungen. Später fing sie dann auch an, Songwriter-Geschichten zu machen und hat mich auf Tour begleitet. Auf dem aktuellen Album wollte ich unbedingt ein Duett haben und dafür ist mir direkt Sofia eingefallen, weil wir damals schon Songs zweistimmig zusammen gesungen haben. Das hat gut harmoniert und so fand ich sie als Duett-Partnerin für „Better off alone“ sehr passend. Ich hab sie dann also gefragt, sie hatte Bock und so kam’s dazu.

Ihr habt zu dem Song auch ein Video gemacht, dass sehr filmisch ist und schon fast eine Story für sich erzählt. Wie wichtig ist es dir, ein Gesamtpaket aus deiner Musik zu machen, sowohl aus Album, als auch aus den veröffentlichten Singles, den dazugehörigen Videos und der Tour?
Für mich ist es sehr wichtig, dass alles aus einem Guss kommt. Das fängt bei den Songs an, geht über die Tour und hört bei dem ganzen Grafischen auf. Da muss einfach alles zusammenpassen. Jetzt bei der zweiten Single sind wir zwar ein bisschen davon abgewichen, aber immerhin lag auch ein halbes Jahr zwischen Album- und Singlerelease.
Wenn du nicht gerade mit eigenen Touren unterwegs bist, bist du auch gern mal Supportact, wie in der Vergangenheit zum Beispiel von Boyce Avenue und Kettcar. Du nennst auch Noel Gallagher als deine Inspirationsquelle. Warum Noel? Was hat er?
Puh, kann ich gar nicht so wirklich sagen. Ich bin halt ein alter Oasis-Nerd von früher, weil Oasis einfach die Band war, durch die ich mit dem Gitarrenspielen angefangen habe. Sie war auch die erste Band, die ich aus dem ganzen Rock- und Indiebereich gehört habe, nachdem ich damals im jugendlichen Alter vom „Bravo Hits“-Pop weggekommen bin. Noel Gallagher und Kollegen haben mich einfach über viele Jahre begleitet und mich am meisten geprägt. Meiner Meinung nach war und ist er der Beste aller Zeiten, was das Songschreiben angehrt. Er schreibt simple Songs mit simplen Texten, die aber unglaublich viel kommunizieren und rüberbringen. Deswegen ist er wahrscheinlich mein größtes Vorbild.

Soundclash. K.I.Z und Kraftklub - bis dass es knallt.

Wir wären gerne ein Blog, der nah am Zeitgeschehen ist. Also so richtig. Das können Sie uns glauben. Aber leider machen uns die Uni, die Arbeit und das ohnehin schon zu kurz kommende Privatleben regelmäßig einen Strich durch die Rechnung.
Trotz allem – auch wenn dieser Bericht einmal mehr viel zu spät kommt und mittlerweile wahrscheinlich kaum noch ein Hahn danach kräht – muss vom Freitagabend, den 07.12. berichtet werden.

Man kann Redbull vieles vorwerfen: Dass ihre Getränke Menschen schon einen Zuckerschock erleiden lassen, wenn sie nur daran denken, zum Beispiel. Aber wenn Redbull, oder eher die vielen Helferlein, die hinter dem Markennamen stecken, eines können, dann ist es Events medienwirksam und auch einfach verdammt gut zu organisieren.






So auch der am Freitag zwischen den zwei K-Bands Kraftklub und K.I.Z. im Kölner Palladium stattgefundene Soundclash. 

Das Konzept, das hinter diesem ominös-anglistisch-hippen Namen steckt, ist genauso simpel wie genial: Zwei Bands, durch gleiche Plattenfirma (Universal Music) und gleiches Booking-Team (Landstreicher) im Rücken eigentlich verbrüdert, erklären sich auf Facebook den Krieg, um damit den kurz darauf startenden Vorverkauf anzuheizen. Geklappt hat es. Binnen weniger Tage war das Palladium ausverkauft  und Facebook kommentartechnisch in zwei Lager gespalten. Wir dagegen entschieden uns dafür, neutral zu bleiben und suchten daher auch am Konzertabend selbst die unparteiische Mitte zwischen den beiden gegenüberliegenden Bühnen auf. Bereut haben wir diese Entscheidung bis zum Ende des Abends nicht.


Durch den Abend führten Jeannine Michaelsen
und Oliver Polak
Zu viele Worte wollen wir über das Battle an sich gar nicht verlieren, sondern hauptsächlich die Bilder sprechen lassen (und wem das nicht genügt: Die Highlights des Abends hat Redbull hier portionsgerecht zusammengeschnitten). 
Für alle unter Ihnen, die sich noch nicht so ganz vorstellen können, wie der Abend genau aussah, sei aber noch so viel an Info gegeben: Wie in jedem anständigen Battle gab es auch hier verschiedene Runden, alle mit einem eigenen Thema belegt. Runde 1 war das „Warm Up“, in dem sich die aufgeregten Bands erst einmal mit jeweils drei ihrer Songs warmspielen durften. Runde 2, „The Cover“, verlangte dann schon einiges mehr von den Künstlern ab. Fanta 4’s Klassiker „Die da“ wurde von der Rasselbande von Kraftklub erst einmal in ein Rock’n’Roll Klischee par excellence verwandelt, während K.I.Z es stilecht mit einer Gangsterversion versuchten (letzteres wurde sogar vom Godfather of the Song, Smudo, höchstpersönlich, mit den Worten "Das ich *das* noch erleben darf.... #traenenderruehrung @K_I_Z_“ auf Twitter gepriesen).  


Wollen sich wahrscheinlich nie aus Berlin verpissen:
K.I.Z

In der 3. Runde „The Take Over“ galt es dann, den angespielten Song der jeweils anderen Band zu vervollständigen. Und hier müssen wir einmal kurz unsere Neutralität verlassen und sagen: K.I.Z haben diese Runde eindeutig gewonnen. Dass ihre Version von „Ich will nicht nach Berlin“, die sie liebevollerweise in „Verpisst euch aus Berlin“ verwandelten, definitiv bissiger und cleverer war als Kraftklubs „Wir wollen doch nur spielen…“-Version von „Klopapier“, musste an diesem Abend wohl selbst der eingefleischteste Kraftklubfan aus der ersten Reihe zugeben.


Konfetti gab es auch. Oh ja.
Bei „The Clash“, der 4. Runde handelte es sich dann um eine
Wiederholung der 2. Runde und bedarf daher keiner besonderen Erwähnung. Richtig spektakulär wurde es aber dann bei „The Wildcard“, Runde 5 – in der beide Bands mit mehr oder weniger ironischen Gastauftritten punkten konnten. Hier seien nur einige Namen in den Raum geworfen: Sido, Wilzon Gonzales und Jimi Blue Ochsenknecht, Casper – dass wir diese Künstler alle einmal in einem Atemzug nennen sollten, hätten wir uns wahrscheinlich auch nie vorstellen können und ehrlich gesagt auch nicht unbedingt wollen. An wen in dieser Runde der Punkt ging, bleibt wohl jedem Geschmack selbst überlassen. Gerockt haben jedenfalls beide Auftritte – wenn auch auf ganz, ganz, ganz unterschiedliche Weise.


In der letzte Runde, „The (grand) Final“, blieb dann die Frage zu beantworten, ob die beiden Bands im Endeffekt verfeindet, oder doch  wieder als Best Buddies den Ring verlassen sollten. Dass die darauf folgende Knuddelorgie, und die Song-Mischungs-Liebeskinder, die aus diesem Feuerwerk aufkeimender Gefühle entstanden, keinen mehr überraschten, ist bei der Best-Friends-Vorgeschichte beider Bands selbsterklärend.
Ein schöner Abschluss war es dennoch. Oder gerade deswegen.

So viel Liebe. So zum Ende.

Mademoiselle

Sonntag, 18. November 2012

Hest. Ari Hest.


Was passiert sein muss, dass man seinen wohlverdienten, lang herbeigesehnten und längst überfälligen Heimaturlaub aus eigenem Willen und ohne große Reue verschiebt? Den ersten Abend zurück in den trauten vier Wänden nach dreimonatigem Fernbleiben nicht mit einem ausgedehnten Fernsehabend inklusive Füße auf dem Tisch und Tiefkühlpizza deluxe auf dem Sofa zelebriert?
Etwas Großartiges. Etwas, das man nicht jeden Tag geboten bekommt. Ja – Etwas, das selbst die liebevolle, fürsorgliche Pflege und Betätschelung der eigenen Mutter in den Schatten stellt (zumindest für einen Abend).

 Ari Hest, 33, aus New York. Von Beruf Musiker.
Ari Hest heißt der Herr, der das leisten konnte und sich bewusst darüber sein dürfte, wahrscheinlich nicht nur eine Mutter dieses Planeten an diesem Abend gegen sich zu haben - nein, vermutlich auch viele Herzmänner und langjährige Samstagabend-Buddies.

Ebenso Singer/Songwriter. Ebenso aus New York. Ebenso talentiert. Jay Nash.
Zusammen mit Musikerkollege und Stadtkompagnon Jay Nash gab sich der New Yorker Singer/Songwriter Ari Hest am vergangenen Samstag in Köln die Ehre. Mit dabei Songs seines neues Albums „The Fire Plays“. In lauschiger, schlecht belüfteter (that’s Rock’n’Roll!) Atmosphäre bekam man als Liebhaber sanfter bis leichter Gitarrenklänge so einiges geboten. Nicht nur die Worte des Herrn Hests überzeugten, auch die sehr erwachsene, rauchige Stimme schaffte es Singer/Songwriter-like zu begeistern.

Auch in Köln wurden alte Konzerttraditionen gepflegt: Zusammen mit einer mutigen jungen Frau aus dem Publikum – Christina hieß die Gute an diesem Abend – wurde der Song „Cranberry Lake“ dargeboten.

"Cranberry Lake" von Ari Hest. Und Christina.
Und auch von Jay Nash gab’s, wie zu Beginn umgekehrt,  nicht nur bei einem Song Unterstützung. Wie man sieht, unterstützt wurde an diesem Abend wo’s nur ging: Der Haupt Act unterstützte den Support  Act, der Support Act den Haupt Act, der Einzelne den Hauptact, der Support Act das Publikum, das Publikum die Herrschaften auf der Bühne, etc pp. Und irgendwann schloss sich dann der Kreis.

Ein gelungener, charmanter, runder Abend war das. Das mussten sich auch die zwei musikalischen Herren des Abends gedacht haben, sonst hätte es vermutlich keine Zugabe zur Zugabe gegeben.

Ari Hest gehört zweifelsfrei zu der Sorte Musiker, dessen Musik man nicht in der Form, die ihr gebührt, beschreiben kann. Da wir dem Ganzen auch nicht fähig wären, können wir jedem Freund bester musikalischer Unterhaltung nur empfehlen, sich die Musik des geschätzten Herr Hest selbst anzuhören. Ende. Aus. Mickey Maus.
Luise

Donnerstag, 8. November 2012

It's Time to Push: Ari Hest


In seltenen Fällen kommt es vor, dass die Uni zu etwas gut ist. Und tatsächlich sollte uns dieses Glück ein einziges Mal auch nicht vorenthalten bleiben.
Dass wir eine kleine Schwäche für Singer-/Songwriter haben, haben die ganz scharfsinnigen unter Ihnen vielleicht schon mitbekommen. (Hier verweisen wir – als dezenter Spürnasentipp quasi – auf die folgenden It’s Time to Push – Einträge: Bobby LongEd Sheeran.)
Die Uni, genau genommen ein wundervolles Seminar aus der Anglistik (an dieser Stelle soll ein dickes, fettes „Thank you!“ die Internationalität unseres Blogs heben), war daran schuld, dass wir unsere Liebe zu einem weiteren, diesmal amerikanischen Sänger entdeckten: Ari Hest, 33, aus New York. Der Gute besuchte uns nämlich im Rahmen des Seminars und stand uns nicht nur zwei Stunden Rede und Antwort zu unseren akademisch höchst anspruchsvollen Fragen, sondern legte am Nachmittag obendrein nach ein Konzert obendrauf. Und zack, wir waren verfallen. Das ist mittlerweile über ein Jahr her, und verbessert hat sich dieser Zustand noch immer nicht.

Im Rahmen seines am 13. November erscheinenden Albums „The Fire Plays“ und seiner heute (in Berlin) beginnenden Deutschlandtour nahm sich Ari im Vorfeld ein wenig Zeit, um unsere journalistisch höchst investigativen Fragen zu beantworten. 
Als kleiner Tipp vorab: Am Samstag, den 10.11 wird Ari im Kölner Underground anzutreffen sein. Wer noch nichts vorhat, hat hiermit absolute Anwesenheitspflicht. Uns findet man dort auch. Es gibt also keine Ausrede, dort nicht aufzutauchen


The Fire Plays - am 13. November erhältlich.
(Quelle: www.arihest.com)
Wenn du potentiellen neuen Hörern deine Musik vorstellen könntest, welche Lieder würdest du ihnen zuerst zeigen wollen?
Alles vom neuen Album. Ich denke, die Lieder vom neuen Album zeigen am Besten, was für ein Musiker ich mittlerweile bin. Natürlich hätte ich auch gern, dass sie sich meine alten Songs anhören, aber ich denke der beste Weg ist es, sich die Musik anzuhören, die ich jetzt mache, denn meine Stimme und mein Musikstil haben sich ziemlich stark über die Jahre geändert.

Planst du von vornherein, welche Thematik das Album haben soll, oder schaust du im Nachhinein, wenn du verschiedene Lieder gesammelt hast, welche gut zusammenpassen würden?
Wenn ich ehrlich sein soll, eher letzteres. Aber es gibt trotzdem drei Themen, die das neue Album zusammenhalten: Da gibt es einmal die zerbrechlichen Lieder, dann die, die eher wie Popsongs daherkommen und die, die ich eher als „künstlerisch“ bezeichnen würde, weil sie in keine Kategorie wirklich passen. Aber insgesamt kann man sagen, dass es eine Grundthematik gibt, die alles zusammenhält: Das Streben, oder der Wunsch danach, ein besserer Mensch zu werden.

Also war es geplant, das Album im Herbst zu veröffentlichen? Die Grundstimmung klingt ja eher recht melancholisch.
Das war eher ein glücklicher Zufall. Es hatte verschiedene Gründe, warum das Album erst jetzt im Herbst veröffentlich werden konnte, obwohl es schon seit 6-7 Monaten fertig ist. Aber ja, es ist schon ganz passend, dass der letztendliche Release Termin auf den Herbst gefallen ist, weil das Gefühl wohl am besten zu dieser Jahreszeit passt.

Im Zuge deines Album Releases arbeitest du recht viel mit Facebook, Twitter und Youtube. Würdest du sagen, dass es heutzutage für einen Musiker sehr wichtig ist, mit seinen Fans über diese Plattformen Kontakt zu halten?
Auf der einen Seite definitiv. Aber ich denke auch, dass es einige Künstler damit übertreiben. So Sachen wie Twitter und Facebook sind toll um Leute auf dem Laufenden zu halten, aber manchmal posten Menschen einfach viel zu viel. Ich denke, je mehr man tweetet, desto irrelevanter werden die einzelnen Tweets. Manche würden jetzt sagen, dass das genau das ist, was die Leute wollen. Da wird dann so argumentiert, dass die Menschen dir ja aus einem Grund folgen und auch etwas von dir hören wollen. Aber ich versuche trotzdem, das ganze moderat zu halten. Nur im Moment mache ich ein wenig mehr als ich normalerweise mache, weil das Album ja bald veröffentlicht wird.



Würdest du sagen, dass das Internet eher ein Fluch für Künstler ist, wegen der ganzen illegalen Downloads etc., oder ein Segen, weil es so auch Künstler ohne große Plattenfirma im Nacken zu etwas bringen können?
Ich denke, es ist weder das eine, noch das andere. Das Internet ist toll, um deine Musik und deine Alben zu promoten, aber ich habe über die Jahre gelernt, dass das einzige, was wirklich zählt, ist, dass du gute Musik machen und diese auch live performen kannst. Du musst du Leute live überzeugen können, ganz egal ob sie deine Musik kaufen oder illegal downloaden. Deine Live-Qualität ist das, was darüber entscheidet, ob die Leute bei dir bleiben und weiterhin neues von dir hören wollen, oder nicht. Wenn du es schaffst, sie als Musiker zu überzeugen, dann werden sie auch weiterhin deine Musik hören und dich live erleben wollen.

Achtest du dann bei den Aufnahmen deiner Alben auch immer darauf, dass die Lieder live funktionieren?
Ich denke, das ist eine falsche Herangehensweise. Ich finde nicht, dass es verwerflich ist, ein Album auf eine bestimmte Weise zu produzieren. Die wahre Kunst liegt im Endeffekt nur darin, das Ganze dann auf die Bühne zu bringen, und darin liegt die Herausforderung. Manchmal muss man das ganze Lied anders arrangieren, aber das ist ja auch der Spaß daran. Ich glaube bisher hatte ich erst ein oder zweimal das Problem, dass ich Angst hatte, dass ein Song live nicht funktionieren würde. Aber auch dann ist es immer wieder gut, sich selbst solange zu fordern, bis es klappt.

Du gehst mit Jay Nash hier in Deutschland auf Tour. Wie wird das Ganze aussehen?
Wir werden uns während ein paar Liedern definitiv gegenseitig auf der Bühne unterstützen, aber im Großen und Ganzen spielen wir unsere eigenen Sets allein auf der Bühne. Zuerst ist  er an der Reihe, dann ich.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Can you feel the love? ... On TV.


Das lange Warten hat ein Ende, denn ab morgen ist es soweit. Ab morgen heißt es für den mediengeilen Zwillingsbruder des römischen Liebesgottes Amor endlich wieder: Raus aus der Arbeitslosigkeit und rein in die deutsche Fernsehlandschaft. 



So sieht's aus!

















Der Sommer war lang, doch hat er uns wie in jedem Jahr um diese Zeit kaltherzig im Stich gelassen und sich in Richtung Süden aufgemacht. Doch anstatt sich darüber zu freuen, dass mit ihm so viele Probleme und Unannehmlichkeiten - wie stinkende Schweißkörper in der Öffentlichkeit und der Wahn nach der perfekten Bikini-/Badehosefigur - bis zum nächsten Jahr erst einmal wieder vergessen sind, wird von vielen Seiten schon die nächste Panik geschoben. Das Leben könnte an diesen Tagen so entspannt sein, aber nein, lieber sucht der gemeine Normalo von Welt einen neuen herausfordernden Widersacher und hat ihn bereits gefunden: Den Herbst. Der wiederum denkt sich nichts weiter dabei, will uns einfach nur bewusst machen, dass für die nächste Zeit erstmal ein anderer Wind weht. Und da ist auch schon das Problem. Der Wind ist ein kalter Wind. Er bringt nicht nur Kälte, nein, er ruft auch das Bewusstsein für drohende dunkle Stunden der Einsamkeit ins Gedächtnis zurück. Und diese Kombination verträgt sich bei Singles dieses Landes eher ‚geht so’ gut. Noch weniger bei eher ‚geht so’ aussehenden Singles dieses Landes. Bei dem Gedanken daran, die kalten Patschehändchen mit den herzförmigen Taschenwärmerpads wiederbeleben und abends mit ihrem Seitenschläferkissen kuscheln zu müssen, ist schon jetzt, Anfang Oktober, Stufe 1 von 3 auf der Panikskala erreicht. Einzige Abhilfe: Ein menschliches Herzblatt finden. Die oftmals größten Steine, die einem dabei im Weg liegen können: Mangelnde Flirterfahrung, fehlendes Selbstbewusstsein, unehrliche Freunde & Mutti.

Wie gut, dass sich RTL ab morgen wieder ein Herz fasst und zusammenführt, was zusammengehört, mit oder ohne Mutti. Oder so ähnlich.

Früher war nicht unbedingt alles besser, aber anders. Zum Flirten und Kennenlernen des anderen Geschlechts zog man raus in die Singlebörsen-Wildnis mit der Hoffnung auf ein Wunder, ja, mit der Hoffnung am Ende des Abends nicht alleine die Eckkneipe verlassen zu müssen.

Und dann, ja dann kam der Revolutionär allen Flirtes, Datings und Kennenlernens: Das Internet. Das Internet mit seinen Datingseiten und Flirtportalen hat bis heute nicht nur tausende von Paaren zusammen geführt, nein, auch das Selbstbewusstsein eher ‚geht so’ aussehenden Singles verbessert und deren Empfindung von Scham erheblich gestört.

So reicht heute das simple und stumme Knuffen, Gruscheln und Anstupsen nicht mehr. Nein, heute gilt es das eigene Telegen - vorhanden oder nicht - zum Einsatz zu verpflichten. Das Ziel: In Sachen Liebe und Partnerschaft nichts anbrennen lassen und mal so richtig erfolgreich ranklotzen.

Wie gut, dass es noch The-Good-Old-Fernsehen und seine charmanten und einfühlsamen Moderatoren mit ungeahnten Kuppel-Künsten gibt, die das möglich machen!


Datingshows im Fernsehen. Was wären die privaten Sendeanstalten nur ohne ihr von den Zuschauern so sehr gehyptes, geliebtes und gleichzeitig auch verhasstes Format? Mit was würden sie sonst ihre Sendezeiten füllen, wenn nicht mit „Schwiegertochter gesucht“, „Der Bachelor“, „Auf Brautschau im Ausland“, „Land sucht Liebe“, „Großstadtliebe“, „Schwer verliebt“.... und natürlich dem Klassiker „Bauer sucht Frau“? Die sind mittlerweile nicht nur Quotengaranten, sondern auch Anlaufstelle für all jene geworden, die in ihrer Aussichtlosigkeit keinen anderen Weg mehr sehen, als mit Hilfe von wahren Liebesexperten des Fernsehens endlich in feste Hände zu kommen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Datingshows im Fernsehen keine Erfindung der jüngeren Zeit sind. Schon in den 80ern wurden im deutschen Fernsehen bei „Herzblatt“ heftig Funken versprüht und seit den 90ern bei „Nur die Liebe zählt“ geherzschmerzt was das Zeug hält. Nur war das damals irgendwie cooler.
Lieg das vielleicht daran, dass damals seitens der Macher und Produzenten für die wichtige Dramaturgie noch nicht schamlos mit kitschiger Musik und tiefsten menschlichen Gefühlen in Sachen Dramaturgie gespielt wurde? Dass die Singles von damals noch Würde besaßen, sich nicht freiwillig zur Schau stellten und zum Klops einer ganzen Nation machten? Ob es vielleicht aber auch daran liegt, dass damals die Liebe noch irgendwie „echt“ und nicht auf günstigem Öko-Papier vorgeschrieben war?

Wenn schon Liebe im Fernsehen, dann doch bitte wieder echte, bedingungslose. So! Und da das bekannte Format mittlerweile schon so ausgelutscht sind, hätten wir, PENIBELichkeit, da eine ganz neue, freshe Idee: Warum es sich nicht ganz leicht machen und die ganze Sache einfach mal umdrehen? Entlieben statt Verlieben! Knallhart Schluss machen im Fernsehen! Mit richtig viel Dramatik, aber echt muss sie sein!
Kandidaten lassen sich bestimmt auch schnell finden. Vielleicht haben sogar die Interesse, die nach zwei Monaten Liebesglück dank Inka Bause, Vera Int Veen und Britt Hagedorn auf ihren Schatzi doch nicht mehr so viel Lust haben, denen aber der Mut fehlt, ohne fremde, professionelle Hilfe der Beziehung ein Ende zu setzen. Helfen könnte ihnen dann beispielsweise Dr. Jo Gerner, der wäre ja als Profi-Anwalt auch gleich der unter Umständen perfekt passende, nötige juristische Beistand. Für alle Fälle. Und ein Herz hat der mit Sicherheit auch!

Na, ihr lieben windigen Jung-TV-Produzenten, das wäre doch was, oder? Bei Interesse schicken wir euch unsere Idee gerne ungekürzt und überarbeitet. Selbstverständlich gern auch als PDF.

Bis dahin schauen wir ab morgen erstmal die achte Staffel „Bauer sucht Frau“. Schließlich wollen wir mitreden können und mit exzellenten Halbwissen glänzen, wenn es darum geht ‚Wer mit wem und überhaupt’.
Und ihr so?
Luise

Sonntag, 30. September 2012

Irgendwer mit Medien #2 - Anna Melcher.



Anna hat einen Nebenjob fernab der Studentenjob-Normalität  – 
Sie castet Protagonisten für Scripted Reality Sendungen

Studenten. Die Akademiker von Morgen. Von denen gibt es grob gesagt zwei Typen.

Die Einen sind faul, haben – anders als alle anderen -  seltsamerweise ständig frei und auf Real Life und Arbeitsmarkt noch weniger Bock, als auf die Klausurenphase am Ende des Semesters. Lieber hängen sie in irgendwelchen Kneipen rum, saufen sich ihr Leben noch entspannter, als es überhaupt schon ist und belohnen ihren eigenen, dauerhaften Selbstbeschiss in Sachen erbrachter Leistung nicht nur am Semesterende – nein, eigentlich permanent. Man gönnt sich ja sonst nichts. Finanziert wird der ganze Spaß selbstverständlich von Mama und Papa. Wie alles andere im Leben übrigens auch.

Die Anderen, die, die nicht das Glück haben, keinen Anspruch an sich und ihr Studium zu haben, ihrer Zukunft nicht schon jetzt den Mittelfinger zeigen und sich auf die dauerhafte Finanzspritze der reichen Eltern verlassen, denen bleibt nichts anderes übrig, als das eigene Leben schon während des Studiums selbst in die Hände zu nehmen, ordentlich ranzuklotzen und sich den Lebensunterhalt - so gut es eben geht - selbst zu finanzieren.

Was Letzteres angeht, quälen sich viele nach einem langen Vorlesungstag durch noch längere Schichten in diversen Bars, sitzen an Supermarktkassen oder holen sich die fiesesten Lungenentzündungen, während sie den Rauhaardackel der Omi von Nebenan liebevoll, aber bestimmend durch den Park zerren.
Viel cooler sind da Jobs fernab der unverblümten typischen Studentenjob-Realität. Jobs, mit denen man nebenbei nicht nur Eindruck schinden kann, sondern auch erste, für die spätere Karriere nützliche Berufserfahrungen sammelt.

Einen von diesen hat Anna Melcher. Sie ist 24 und hat das goldene Los gezogen, schon jetzt einen Job in der schillernden Medienwelt zu haben.
Nach dem Abi hat sie zunächst eine Ausbildung in einem ganz anderen Bereich gemacht, dann aber doch den Reiz und Charme der Medien erkannt und ein Praktikum bei einer  Produktionsfirma gemacht. Das hat ihr mal gleich so gut gefallen, dass sie sich dazu entschied, ein Studium zu beginnen, dass sie fit in Sachen Medien macht. So studiert sie jetzt in Düsseldorf Sozialwissenschaften und arbeitet nebenbei - nun nicht mehr als Praktikantin, sondern mittlerweile als Studentische Hilfskraft - bei oben erwähnter Produktionsfirma, die im Übrigen filmpool heißt und Fernsehen für RTL, RTL2, Vox und Sat.1 macht.

In einem Interview hat uns Anna erzählt,  was genau ihr Job bei filmpool ist, und warum ihr Nebenjob ein cooler Nebenjob ist.

Anna, du bist erst über Umwege zu den Medien gekommen. Wie kam’s?
Ich wollte erst gar nichts mit Medien machen, sondern hab erstmal eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht. Hab dann aber gemerkt, okay, das ist ein bisschen langweilig. Daraufhin hab ich mir gedacht, probierst du mal die Medien aus. Ich hab mich dann  bei der Castingabteilung von filmpool für ein Praktikum beworben und das glücklicherweise auch bekommen. Dort hab ich dann alle Grundlagen gelernt: Leute anrufen und einladen, sie währenddessen betreuen und schließlich auch casten. Und dabei bin ich dann einfach geblieben.

Wie sieht so der Arbeitsalltag bei dir aus? Und wie gut lässt sich der mit deinem Studium vereinbaren?
Das sieht so aus, dass wir in verschiedenen Städten Deutschlands casten. Wir fahren freitags im Team zusammen los  und casten die Leute, die sich bei uns beworben haben direkt vor Ort. Und dadurch, dass ich hauptsächlich am Wochenende arbeite, lässt sich das mit dem Studium richtig gut vereinbaren. Ich kann mir meine Arbeitszeit  so einteilen, wie es mir zeitlich passt.

Wenn du immer so viel unterwegs bist, dann bleibt dir vom Wochenende ja eigentlich nicht viel übrig. Fällt das in Sachen Uni nicht wahnsinnig schwer?
Ja, gerade wenn Klausurphase ist und man arbeitet, ist das schon anstrengend, aber wir arbeiten ja nicht rund um die Uhr. Nach dem Feierabend bleibt immer Zeit, um mit den Kollegen privat noch etwas zu unternehmen, oder eben etwas für die Uni zu machen.  Man muss nur lernen, sich selbst zu motivieren.

Um noch mal auf die Castings zu sprechen zu kommen: Wie muss man sich so ein Casting vorstellen?
Die Leute, die sich bei uns beworben haben, werden von uns zu dem Casting eingeladen. Vor dem eigentlichen Casting bekommen sie den Castingfall als Script in die Hand: Das ist eine allgemein geschriebene Geschichte, in die sich jeder gut rein versetzen kann und die von ihnen später gespielt werden soll. Den lesen sie sich dann in Ruhe durch und gehen anschließend in Gruppen von 5 bis 10 Leuten in den Raum, wo der Caster und der Bewerten sitzen. Das Casting wird immer von zwei Leuten aus unserem Team gemacht: Einer, der selbst eine bestimmte Rolle übernimmt und zusammen mit den Bewerbern den Castingfall durchspielt und einer,  der die Qualitäten des jeweiligen Bewerbers bewertet.

Und wie kommt ihr jetzt genau an die Leute, die sich bei euch bewerben?
Erstmal durch Zeitungsannoncen, in den jeweiligen Lokalzeitungen der Städte, in denen wir casten, z.B. Dresden, Leipzig, München, Osnabrück. Dann auch durch unseren Internetauftritt (www.filmpool.de). Aber viele Bewerber lesen auch in den Abspännen von  z.B. "Familien im Brennpunkt", "Richterin Barbara Salesch", "Niedrig und Kuhnt", "Verklag mich doch!", "X-Diaries" und "Berlin Tag und Nacht", dass wir diese Sendungen produzieren und rufen dann direkt bei uns an.

Und was sind das so für Leute, die sich bei euch bewerben?
Das ist echt ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Vom Anwalt und Arzt bis zur Fleischerei-Fachverkäuferin, aber auch Hartz 4- Empfängern. Das kann man gar nicht so pauschal sagen. Auch viele Jüngere melden sich bei uns, denn gerade "Berlin Tag und Nacht" kommt bei denen so gut an, dass sie Lust haben, selbst mal mitzuspielen. Aber auch für "X-Diaries" bewerben sich viele, weil sie denken, sie können schön Urlaub machen, was aber nicht der Fall ist. Denn was viele vergessen, ist, dass so ein Dreh eben auch Arbeit ist.

Ihr castet ja hauptsächlich für Scripted Reality Formate. Wie reagieren denn die Leute in deinem Umfeld darauf, wenn du denen erzählst, was dein Nebenjob ist?
Gemischt. Die einen finden das, was ich dort mache ganz cool und interessant. Generell sind die Meinungen, wie man weiß, bei den Formaten geteilt. Aber generell kennt sie jeder, selbst die Leute, die sagen „Wie, Familie im Brennpunkt?! Voll asozial!“ haben die Sendung mit großer Sicherheit schon mal geschaut, auch wenn sie es versuchen abzustreiten.


Wie beurteilst du die Formate selbst? Findest du sie gut? Schaust du sie dir selbst an?
Ich guck’ mir die ab und an auch selbst an. Man kennt das ja: Man zappt durch und bleibt früher oder später dabei hängen. Selbstverständlich ist das kein investigativer Journalismus mit hohem Anspruch an sich selbst, aber eben leichte Kost und Unterhaltung. Wenn man sich einfach mal berieseln lassen will, kann es schon das Richtige sein.


Du, als quasi-Insiderin: Kannst du etwas zur Zukunft dieser Formate sagen?  Wie lange wird Scripted Reality noch die Fernsehlandschaft durchziehen?
Puh, schwer zu sagen. Aber ich glaub, das wird noch andauern, wie man an den Quoten der Sendungen sieht. Die sind konsequent am Steigen. Ich glaub, so schnell wird das nicht abflauen. Es sei denn, es gibt jetzt demnächst eine neue Entwicklung. Aber ich kann mir vorstellen,  dass das vorerst weiter anhalten wird, gerade was die Beliebtheit von Scripted Reality Formaten angeht. Denn die Nachfrage ist groß: Früher waren es nur zwei Programme am Nachmittag. Heute gibt es so gut wie keinen privaten Sender, der ohne das Format auskommt. Auch die Sendedauer spricht für sich.

Zurück zu deinem Job: Auf was kommt es eigentlich an? Was muss man mitbringen als Caster für solche Formate?
Offenheit. Aber auch nicht schüchtern zu sein, denn man muss sich trauen auf die Leute zuzugehen und ihnen nicht nur alles erklären, sondern unter Umständen auch selbst mitspielen. Wenn man da ein schüchterner Typ ist, dann läuft das nicht. Das sieht man auch daran, dass man die Bewerber beim Casting schon das ein oder andere Mal aus der Reserve locken und ihnen ihr Talent, wenn man es so nennen mag, bewusst machen muss.  Man muss sich trauen, auch mal ein bisschen lauter zu werden.
Ganz wichtig für den Job sind eben Menschenkenntnisse. Nur mit denen sieht man, dass man aus dem ein oder anderen Bewerben noch ein bisschen mehr herauskitzeln kann oder merkt, ‚Da geht doch noch mehr’!

So wie du von deinem Job erzählst, kannst du ihn also auf jeden Fall weiterempfehlen?
Ja, absolut, weil er der coolste Nebenjob der Welt ist!

Und wie sieht’s bei dir persönlich aus? Möchtest du später weiter in diesem Bereich arbeiten - also allgemein bei Produktionsfirmen - oder soll’s doch mal ganz woanders hingehen?
Da bin ich mir selbst noch nicht so sicher. Es macht auf jeden Fall großen Spaß und ist abwechslungsreich, kreativ. Das Problem generell bei den Medien sind immer die Arbeitszeiten. Wenn man eine Familie hat, ist Arbeiten am Wochenende vielleicht nicht ganz so schön. Es kommt immer auf die eigenen Lebensumstände an und wie man damit umgehen kann zu arbeiten, wenn Andere ein freies Wochenende haben.
Ich weiß nicht, wie sich mein Leben entwickelt und ob dann alles noch so passt, aber im Moment ist es genau das Richtige für mich.

Luise